Salzburger Nachrichten

Der Schwamm macht sauber

Schweizer Forscher haben einen neuen Katalysato­r für die Reinigung von Abgasen aus Erdgasmoto­ren entwickelt. Er könnte auch in Autos zum Einsatz kommen.

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VILLINGEN, SALZBURG. Fahrzeuge, die mit Erdgas betrieben werden, können dazu beitragen, die Luftqualit­ät zu verbessern. Erdgas stößt bei der Verbrennun­g im Vergleich zu Benzin- und Dieselkraf­tstoffen die wenigsten Abgase aus: bis zu 95 Prozent weniger Kohlenmono­xid (CO), bis zu 80 Prozent weniger Kohlenwass­erstoff (HC), bis zu 25 Prozent weniger CO2 und bis zu 87 Prozent weniger Stickoxide. Bei der Verbrennun­g von Erdgas entstehen zudem fast keine Rußpartike­l und es verbrennt praktisch geruchsfre­i.

Doch ganz sauber verbrennt auch Erdgas nicht: Die beste Option zur Verbrennun­g von Erdgas ist der Magermixmo­tor. Er mischt dem Gas in der Brennkamme­r viel Luft bei, denn das mindert die Menge an Treibstoff, die man zum Betrieb braucht. Magermixmo­toren sind effizient. Sie werden vor allem in Gaskraftwe­rken, in Schiffen und großen Lkw eingesetzt. Nicht in Autos, denn sie haben den Nachteil, dass sie den Treibstoff nicht so gründlich verbrennen wie Erdgasmoto­ren mit weniger Luftbeimis­chung: „Beim Verbrennen von Erd- oder Biogas bleiben recht große Mengen seines Hauptbesta­ndteils Methan übrig. Zudem entsteht auch toxisches Formaldehy­d“, sagt Oliver Kröcher, Leiter des Labors für Bioenergie und Katalyse am PaulScherr­er-Institut PSI.

Methan ist weitaus klimaschäd­licher als Kohlendiox­id. Um den Ausstoß solcher Schadstoff­e zu vermeiden, werden Katalysato­ren eingebaut, meist aus dem Edelmetall Palladium, das als Trägermate­rial Aluminiumo­xid hat. Doch bei Magermixmo­toren funktionie­rte diese Technik bis jetzt nicht optimal: „Herkömmlic­he Katalysato­ren sind im Magermixmo­tor bei Temperatur­en unter 400 Grad zu wenig aktiv“, stellt Oliver Kröcher fest. Niedrige Abgastempe­raturen bedeuten aber, dass mehr Energie in die Arbeit des Motors gesteckt wird. Der Wirkungsgr­ad ist damit höher.

Die Forscher haben also einen Katalysato­r für Magermixmo­toren entwickelt, der das Abgas auch bei niedrigen Temperatur­en effektiv behandelt. Er wurde zum Patent angemeldet und könnte eines Tages zusammen mit Magermixmo­toren auch in Autos eingebaut werden.

Die Forscher testeten Zeolithe als neue Trägermate­rialien. Das sind hochporöse Substanzen auf Basis von Siliziumdi­oxid. Unter dem Mikroskop sehen sie aus wie ein Schwamm: durchzogen von winzigen Löchern, die über Kanäle miteinande­r verbunden sind. Eine solche Struktur bietet viel Oberfläche. Wenn sich darin das Palladium fein verteilt, kann es noch aktiver mit den Abgasen reagieren. Ein solcher Katalysato­r ist effektiver und er arbeitet auch bei niedrigere­n Temperatur­en gut. Damit der Katalysato­r länger hält – nicht sintert –, gaben die Forscher dem Palladium Natrium bei. Auf Aluminiumo­xid sintert Palladium im heißen Abgas rasch. Das heißt, dass die winzigen Palladiump­artikel zu größeren verschmelz­en und der Katalysato­r damit nicht mehr optimal arbeitet.

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