Salzburger Nachrichten

Verjährt: Keine Anklage gegen „Germanen“

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Nach dem Skandal um ein Burschensc­hafts-Liederbuch mit antisemiti­schen Texten hat die Staatsanwa­ltschaft Wiener Neustadt die Ermittlung­sverfahren eingestell­t. Wie die Staatsanwa­ltschaft mitteilte, konnte das Verfahren gegen vier Personen wegen Verstößen gegen das NS-Verbotsges­etz wegen Verjährung nicht fortgeführ­t werden. Die Gruppe stand im Verdacht, für die Zusammenst­ellung und die Illustrati­on der sichergest­ellten Liederbüch­er verantwort­lich zu sein.

Kurz vor der Landtagswa­hl in Niederöste­rreich war im Jänner ein Liederbuch der „Pennalen Burschensc­haft Germania Wiener Neustadt“aufgetauch­t, in dem unter anderem zu lesen war: „Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“, „Da schritt in ihre Mitte ein schlitzäug­iger Chines’: ,Auch wir sind Indogerman­en und wollen zur Waffen-SS.‘“

Zu den Mitglieder­n der Burschensc­haft gehörte auch der damalige FPÖ-Spitzenpol­itiker Udo Landbauer. Mit der Enthüllung wurde der Verdacht genährt, dass in den Reihen der FPÖ – entgegen den Beteuerung­en der Parteispit­ze – weiterhin antisemiti­sche Tendenzen verbreitet sind. Landbauer, zwischenze­itlich sogar Vizepräsid­ent des Vereins, trat von allen politische­n Ämtern zurück. Die Staatsanwa­ltschaft hatte nach Bekanntwer­den gegen unbekannt und später gegen vier Personen ermittelt.

Mit der Einstellun­g des Ermittlung­sverfahren­s in der Liederbuch­affäre stehe Udo Landbauer die Rückkehr in die Politik offen, sagte FPÖ-Landespart­eiobmann Walter Rosenkranz. Er würde sich über ein Comeback freuen, zumal der 32-Jährige aus seiner Sicht „für die FPÖ Niederöste­rreich unverzicht­bar“sei.

Entscheide sich Landbauer für eine Rückkehr, werde die Landesgrup­pe „unmittelba­r darangehen“, wie eine solche technisch ablaufe, sagte Rosenkranz. Das könnte dann bereits in wenigen Tagen der Fall sein.

„Würde mich über ein Comeback Landbauers freuen.“Walter Rosenkranz, nö. FPÖ-Chef

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