Gegen rassistische Übergriffe bei uns
Zu „Die Demokratie darf sich wehren“von Dr. Andreas Koller (SN vom 20. 8.):
In einem kurzen Aufriss berichtet der stv. Chefredakteur der „Salzburger Nachrichten“darüber, wie die österr. Zwischenkriegsdemokratie rasch in ein autoritäres Staatswesen und später in den Nazi-Totalitarismus kippte, da die Demokratie nicht ausreichend wehrhaft agierte. Herrn Kollers Satz: „Nichts deutet darauf hin, dass sich die Geschichte in dieser Form wiederholen könnte“macht mich nachdenklich, zumal wir Österreicher seit dem letzten Bundespräsidentenwahlkampf ja durch den FPÖ-Kandidaten dahingehend informiert wurden, dass wir uns (sinngemäß): „noch wundern werden, was alles möglich ist in Österreich“.
Hierzu mein (Straßen-) Erlebnis am Freitag, dem 17. 8., Mittag: Ich radelte vom Salzachufer hinauf zur Müllner Kreuzung und konnte einen erwachsenen Mann erkennen, der wild gestikulierte und schrie. Im Näherkommen bemerkte ich, dass er drei jüngere Menschen mit dunklerer Hautfarbe permanent mit den Worten beschimpfte: „Scheiß Neger, schleichts euch etc.“Hinsichtlich des Themas „Wehrhafte Demokratie“möchte ich bemerken, dass in diesem kleinen Bereich der Bushaltestelle, des Fußgängerübergangs zum Landeskrankenhaus und auch vor dem kleinen Imbissladen wahrscheinlich 20 bis 25 Menschen aufhältig waren, welche diese „Menschenbeschimpfungen“deutlich hörten. Keiner dieser Menschen machte auch nur eine Bemerkung, um diesem länger dauernden Geschehen Einhalt zu gebieten. Auf meine deutlichen Worte hin, zu diesem Menschen-Beschimpfer, dass er sich zu schleichen habe, da ich andernfalls die Polizei verständige, verließ dieser sofort den Ort des Geschehens. Ich war eigentlich auf eine vehementere Auseinandersetzung eingestellt und insofern erfreut, dass es zu keiner Eskalation des Geschehens kam.
Erfreut war ich weiters über das deutliche „Danke schön“der beschimpften drei Männer, die völlig verunsichert waren. Die auch weiterhin völlige „Unbeteiligtheit“der Menschen rundherum ängstigt mich.
Vielleicht haben die Menschen auch Angst, sich als Anti-Rassisten erkennen zu geben. Ich selbst habe derart rassistische Übergriffe in der Öffentlichkeit in Österreich – bei Reisen in den östlichen Bundesländern Deutschlands sehr wohl – noch nicht erlebt. Ich wundere (und ängstige mich), was alles möglich geworden ist. Hans Peter Radauer