Schafft die gelbe Post sich selbst ab?
Die gelbe Post hat so dramatisch an Qualität und Kundenfreundlichkeit verloren, dass es hoch an der Zeit ist, in Führung und Organisation dieses Unternehmens etwas zu verändern. Postfilialen und Anzahl der Briefkästen wurden so reduziert, dass es eines großen Aufwands bedarf, einen Brief irgendwo aufgeben zu können. Die Postsparkasse gibt es nicht mehr, die Zusammenarbeit mit der BAWAG ist aufgegeben und der sog. Postverkehr mit Paket und Brief ist äußerst mühsam und unverlässlich geworden.
Ein Beispiel: Wer auf Urlaub fährt, muss dafür sorgen, dass der überquellende Postkasten nicht zum Einbrechen einlädt. Also richten wir ein Urlaubsfach bei der nächsten Postgeschäftsstelle ein: 14,90 Euro für zehn Tage, am ersten Tag nach dem Urlaub wäre unsere Post abzuholen. Wir kommen aus dem Urlaub zurück und finden eine Menge Poststücke vor, die Nachbarn und Freunde aus dem Briefkasten gezogen haben. Irrtum der Urlaubsvertretung unseres netten Briefträgers?
Am nächsten Tag pilgere ich zur zuständigen Poststelle, um die (hoffentlich noch) im Postfach liegenden Sendungen zu holen – nach dem obligaten Warten in der Schlange ist dort nichts zu finden. Man möge es morgen wieder versuchen und sich bei der Servicehotline erkundigen und beschweren. Die Hotline wirft einen nach 18 Minuten in der Warteschleife gänzlich aus der Leitung. Also versuche ich es auf der Homepage mit dem offiziellen Kundendienstkontaktformular. Prompt kommt per E-Mail sofort die höfliche Mitteilung, dass man sehr bedauere, aber wegen des großen Anfrageaufkommens müsse man für die Bearbeitung mit längerer Wartezeit rechnen. Also am nächsten Tag wieder persönliche Nachfrage bei der Poststelle. Und siehe da – es findet sich doch ein Rest des Postfachs: Zwei wichtige Briefe haben es seltsamerweise doch ins Urlaubsfach geschafft. Wieso nicht der Hauptteil unserer Postsendungen?
Am frustrierendsten ist es, dass man Beschwerde und Ärger nirgendwo wirksam anbringen kann. Denn am wenigsten können die (wahrscheinlich völlig unterbezahlten) Mitarbeiter etwas für den traurigen Zustand der Post AG. Eine einzige junge Angestellte musste zur Zeit unserer Urlaubsfachversuche mit einer langen Schlange genervter Kunden zurechtkommen. „Ich weiß, es ist alles chaotisch, ich kann nichts machen. Beschweren Sie sich!“Aber wo? „Eigentlich müssten Sie in Wien in die Zentrale gehen, damit’s was nutzt“, war ihr hilfloser Kommentar.
Wie lange sieht man noch zu, wie „unsere“Post sich selbst abschafft? Wolfgang Pirkl