Vassilakou macht den Weg für neuen Spitzenkandidaten frei
Die grüne Wiener Vizebürgermeisterin kündigt ihren Rücktritt aus der Politik bis spätestens Mitte nächsten Jahres an. Bisher sind zwei grüne Nachfolgekandidaten im Rennen.
„Ich kandidiere nicht mehr als Spitzenkandidatin für die Grünen.“Das verkündete Maria Vassilakou am Sonntag bei einem kurzfristig einberufenen Pressetermin im Hinblick auf die 2020 anstehende Wien-Wahl. Die Vizebürgermeisterin begründete ihren Rückzug mit ihrem Versprechen aus dem Vorjahr, die Erneuerung und Öffnung der Wiener Grünen anzustreben: „Das löse ich nun ein. Und ich beginne bei mir selbst.“
Spätestens im Juni kommenden Jahres will Vassilakou ihre politischen Ämter übergeben. Die 49-jährige Politikerin war seit November 2010 Vizebürgermeisterin sowie Stadträtin für Verkehr, Stadtentwicklung, Klimaschutz und Bürgerbeteiligung in der, wie sie am Sonntag hervorhob, „großartigsten Stadt der Welt“.
Wer aller ins Rennen um die VassilakouNachfolge gehen wird, ist noch offen. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis 4. September. Öffentlich haben bisher nur der grüne Klubchef David Ellensohn und Gemeinderat Peter Kraus, ein enger Vertrauter Vassilakous, ihr Antreten verkündet. Die Wahl des neuen Spitzenkandidaten erfolgt dann brieflich im November. Ellensohn hatte bereits im Vorfeld offensiv gefordert, dass der neu gewählte Spitzenkandidat schon vor der 2020 anstehenden Wien-Wahl Verkehrsstadtrat und Vizebürgermeister werde. Als ihre wichtigsten Erfolge nannte die mit ihrer Verkehrspolitik in Wien stets stark polarisierende Politikerin unter anderem „die neue Mariahilfer Straße“, die 365-Euro-Jahreskarte, die Umgestaltung des Stephansplatzes, 13 Bürgerinnen-Solarkraftwerke und „Vorsorge für zehntausend neue Wohnungen jährlich“. Sie kündigte an, die nächsten Mo- nate im Amt noch zu nutzen, um alle wesentlichen Vorhaben, von der Neugestaltung des Reumann- und des Schwedenplatzes bis zur Sanierung der Westeinfahrt, abzuschließen. Vassilakou sprach auch ein höchst umstrittenes Vorhaben an: „Der Vorschlag einer Citymaut war mein Ernst.“Sie will die begonnenen Gespräche dazu demnächst fortsetzen.
Die gebürtige Griechin ist seit dem Jahr 2005 Spitzenkandidatin und Frontfrau der Wiener Grünen. Sie machte am Sonntag auch persönliche Gründe für ihren Rückzug geltend. Sie werde in knapp einem halben Jahr 50 – „traditionell ein Zeitpunkt, wo man wohl oder übel Bilanz zieht und sich mit der Frage beschäftigt: Was mache ich mit dem angebrochenen Leben, was will ich noch erreichen?“. Sie sei mit „Leib und Seele“Politikerin. Nach 25 Jahren dürfe man sich aber aus der ersten Reihe verabschieden.
Bei der Wiener SPÖ rechnet man auch nach der anstehenden Entscheidung über den künftigen grünen Spitzenkandidaten „weiterhin mit einer konstruktiven Zusammenarbeit innerhalb der Regierung“. Wiens ÖVPChef Gernot Blümel forderte am Sonntag prompt einen vorgezogenen Urnengang: „Es ist jetzt an der Zeit, den Weg für Neuwahlen in Wien frei zu machen.“