Freude am Lernen statt Leistungsdruck pur
Die gute Nachricht zum Schulbeginn: Österreich wird nicht Fernost.
Beinharter Leistungsdruck an den Schulen? Wissenschaftliche, von der Regierung vorgegebene Planwirtschaft an den Universitäten? Lieber nicht, wenn es nach Unterrichtsund Wissenschaftsminister Heinz Faßmann geht.
Der oberste Bildungspolitiker sah sich in den vergangenen Tagen etliche Schulen, Universitäten und sonstige Bildungsstätten in Fernost an, wo die eingangs erwähnte Bildungsideologie herrscht und unzweifelhaft zu großen Erfolgen führt. Egal ob es um den PISA-Test geht oder um diverse Hochschulrankings – die Bildungsstätten Singapur und Hongkong finden sich im Schnitt weit vor den entsprechenden europäischen Institutionen. Die Schüler in Sin- gapur liegen in manchen Feldern ein ganzes Lernjahr vor ihren europäischen Altersgenossen.
Warum ist das so? „Ein wesentlicher Faktor ist der Bildungsehrgeiz der Eltern“, sagt Faßmann. Dieser werde nicht nur durch das leistungsorientierte Bildungssystem geweckt, sondern auch durch die niedrige Geburtenrate. „Da können sich Eltern und Großeltern sehr gut auf das mitunter einzige Kind in der Familie konzentrieren“, sagt der Minister und spricht damit einen Faktor an, den die heimische Bildungspolitik nicht steuern kann und wohl auch nicht steuern will.
Und den Leistungsdruck an den fernöstlichen Schulen will Minister Faßmann schon gar nicht kopieren. „Dieser Druck führt zu furchtbaren Stresssituationen. Nicht ohne Grund will Singapur abgehen von dieser Form des Lernens und sich hinwenden zu kreative- ren Formen des Lernens mit mehr Freiräumen dazwischen.“
Dass fernöstliche Schüler in internationalen Vergleichsstudien besser liegen als europäische Kinder, erfüllt den Minister nicht mit großer Beunruhigung. „Schlechtere Testergebnisse bedeuten nicht, dass unsere Schüler und Schülerinnen am Ende ihrer Schullaufbahn schlecht qualifiziert sind.“Faßmanns Botschaft zum diesjährigen Schulbeginn lautet: „Nützt das österreichische Schulsystem, es ist sehr gut aufgestellt. Freut euch am Wissenserwerb und gebt nicht auf, wenn es einmal eine schlechtere Note gibt.“
Auch die in Singapur gepflogene Sitte, dass hohe Regierungsstellen den Universitäten ihre strategischen wissenschaftlichen Ziele vorgeben, will der Minister keinesfalls kopieren. „Das sollen unsere Universitäten weiterhin autonom tun“, sagt er.