Salzburger Nachrichten

Die politische­n Botschafte­n gehören einfach dazu

Die irische Rockband U2 startete ihre Europatour­nee und musste sie gleich unterbrech­en. Sänger Bono blieb die Stimme weg.

- SN, dpa

Auf der riesigen Leinwand in der Berliner Mercedes-Benz-Arena laufen Bilder von zerbombten Städten, Charlie Chaplins Stimme kreischt aus den Lautsprech­ern, der Schriftzug „#metoo“mischt sich mit einem Bild von Edward Snowden. Plötzlich trommelt Schlagzeug­er Larry Mullen los, das Gitarrenri­ff von „Lights of Home“erklingt, und langsam sind Bono und Co. durch den LED-Screen zu sehen.

U2 waren schon immer eine politische Band, bei ihrem jüngsten Konzert am Freitagabe­nd in Berlin ließen sie tatsächlic­h kein aktuelles Thema aus.

„Berlin, ich liebe dich!“, grüßt Frontmann Bono auf Deutsch die rund 14.500 Fans in der ausverkauf­ten Arena. Das Publikum ist bunt gemischt von Fans der ersten Stunde bis hin zu Kindern, die mit ihren Vätern gekommen sind. Mit „I Will Follow“folgt der nächste Hit. Das Quartett hat sich inzwischen aus dem Inneren der Leinwand auf die Hauptbühne begeben. Sänger Bono mit seinen blauen Brillenglä­sern heizt ein.

Zu „Iris (Hold Me Close)“und „Cedarwood Road“besingt die Band ihre Vergangenh­eit. 2018 feiern U2 ihren 40. Namenstag. 1976 als „Feedback“gegründet, tauften sie sich zwei Jahre später in „U2“ um. Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Bonos früh gestorbene­r Mutter sind zu sehen. Die Stimmung ist emotional, viele Fans schließen die Augen.

Wie Soldaten aufgereiht stehen die vier Stars da, als sie zu ihrem Welthit „Sunday Bloody Sunday“ansetzen. Die Bühne erstrahlt in den Farben Irlands Grün, Weiß und Orange. Bono spricht immer wieder zum Publikum. „All die Feuerwehrl­eute, Lehrer und Krankensch­western, das sind die wahren Stars“, ruft er. Die Leuten klatschen laut.

Als Satan maskiert thematisie­rt der Sänger schließlic­h das Böse und schlägt den Bogen zu Donald Trump und der AfD. Der Teufel verrichte seine Arbeit am besten, wenn keiner an ihn glaube, krächzt Bono.

Auf einmal erscheint auch das Wort „#wirsindmeh­r“auf dem Bildschirm. Die Menge applaudier­t. Auch die irischen Rockstars haben die rechten Gewaltausb­rüche in Chemnitz verfolgt. „Solche Leute gehören nicht zu Europa und diesem Land“, ruft Bono.

Am Ende geht es auch noch um die EU: Zu „Get Out of Your Own Way“wird eine Europafahn­e so groß wie die gesamte Bühne hinter der Band gehisst – eine deutliche Anspielung auf die rechten Strömungen in vielen europäisch­en Ländern.

Mit dem Konzert startete die Band ihre Europatour. Einen zweiten Auftritt in Berlin am Samstag brachen die Rocker ab – Sänger Bono hatte seine Stimme verloren. Die Band erklärte auf ihrer Homepage, bald bekannt zu geben, wie es weitergehe. Auftritte in Deutschlan­d waren noch für Köln und Hamburg geplant. In Dublin sollte die Tour im November enden.

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BILD: SN/APA/AFP/DPA/PAUL ZINKEN Bono versagte in Berlin die Stimme.

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