Gott sei Dank, sie sind wieder da
Ein Morgen im Alsergrund besteht aus folgenden Ritualen: Der Liebsten frisch gepressten Orangensaft ans Bett liefern. Den Lebensmittelladen um die Ecke aufsuchen und ein paar Frühstückssemmeln ausfindig machen. Die freundlichste Trafik Wiens gleich daneben aufsuchen, einen morgendlichen Plausch absolvieren und die Lieblingszeitung holen. Und dann wäre da noch: „Gutän Morgän, wie geht’s Famülia? Wie geht’s Frau? Scheene Frau …“Zehn von zwölf Monaten sitzt eine Frau vor dem erwähnten Lebensmittelgeschäft und begrüßt mich mit diesen Worten. Man könnte sie Bettlerin nennen, sie sieht sich wohl eher als Repräsentantin einer stolzen Romafamilie, die ein bisschen von unserem Wohlstand und unserem schlechten Gewissen profitieren möchte.
Das ist ein anstrengender Beruf, man muss die Stand- oder besser: Sitzplätze gegen Konkurrenten verteidigen, die auch ihre kleinen Patschhände aufhalten und „Alles Gutä“wünschen wollen.
Doch dann, urplötzlich, sind sie verschwunden. Kein „Gutän Morgän“mehr. Und so ärgerlich ihre Zudringlichkeit das Jahr über sein kann, so sehr fehlen sie einem, die Freunde aus Rumänien. Wochenlang sind sie dann weg – kein Patschhanderl, kein „Alles Gutä“.
Urlaub, vermuten wir. Oder Hausbau. In der Heimat.
Doch seit ein paar Tagen sind sie wieder da. Es ist eine Freude.