Fühle mich zuerst als Österreicherin
Zu „Mein Europa“in den SN vom 8. 8. von Angelika Wienerroither: Nun, wenn ich die Aufzählung der Vorzüge Europas Ihrer jungen Autorin versuche nach meinen eigenen Lebenserfahrungen (Matura 1960!, also uralt) nachzuvollziehen, käme Folgendes heraus: Ich spreche Englisch, Französisch und Italienisch, habe leider nur in Wien studiert, dennoch aber fast ganz Europa bereist, eine Art Austauschstudium in England absolviert, Erasmus-Stipendien gibt es ja nicht erst seit unserem EU-Beitritt. Zugegebenermaßen war es früher nicht so einfach, ein Stipendium zu ergattern, diesbezüglich hat es die Jugend jetzt leichter. Dennoch endete vor und nach den 60er-Jahren auch unsere Welt nicht an der Salzach, man konnte ja außer Theologie nichts studieren und musste daher die Stadt Salzburg verlassen. Wenn man allerdings in anderen Ländern gefragt wurde, woher man komme, war die Antwort meistens: aus Austria/Europe, wobei ich der Autorin recht gebe, dass in den USA lange Zeit Austria mit Australia verwechselt wurde. Ich möchte keinesfalls jenen Eindruck erwecken, so wie es den älteren Leuten oft nachgesagt wird, dass sie meinten, früher sei alles besser gewesen – zweifellos hat die EU ihre Vorteile, hat aber auch große Schwächen, sodass mir ein Hochjubeln etwas übertrieben erscheint. Jedenfalls erstrebenswert für Banken und Wirtschafts-Tycoons und, wie die junge Dame ja andeutete, für einen großen Teil der Jugend und dies ist ja schon etwas.
Was mich anlangt, so fühle ich mich jedenfalls als Österreicherin und nur nachrangig als Europäerin, was aber der EU sowieso keinen Abbruch tut. Gerda Maria Jenicek, 5020 Salzburg