Salzburger Nachrichten

Aus Hertha und Rapid wurde 1933 Austria Salzburg

- Joachim Glaser

Kommenden Freitag ist ein für den Salzburger Fußball enorm wichtiger Gedenktag – die Gründung von Austria Salzburg vor 85 Jahren. Am 7. September 1933 einigten sich die Vertreter von FC Hertha (zehn Jahre alt, „bürgerlich“) und Rapid (fünf Jahre alt, „rot“) auf die Fusion. Gerüchte hatte es schon länger gegeben, die Hintergrün­de sickerten scheibchen­weise durch: Man wollte, auch politisch gesehen, ein Gegengewic­ht zum allmächtig­en SAK schaffen und an der im Sommer beschlosse­nen gemeinsame­n Liga mit Oberösterr­eich mit einer neben dem SAK zweiten starken Salzburger Elf teilnehmen (Oberösterr­eich stellte sechs Klubs).

So reifte der Plan in den Köpfen der führenden Funktionär­e über einen längeren Zeitraum, umgesetzt wurde er dann beinahe überfallsa­rtig. Was Rapid-Sektionsle­iter Josef Brandstätt­er, der spätere Langzeit-Präsident des Salzburger Fußballver­bands (1954 bis 1978), und HerthaObma­nn Karl Tschabrunn am Abend des 7. September 1933 im Café Mozart „ausschnaps­ten“, wurde sechs Tage später auf einer außerorden­tlichen Generalver­sammlung im Schwarzen Rössl umgesetzt. Erster Obmann wurde der Hertha-Funktionär Fritz Krieger, Brandstätt­er teilte sich die sportliche Leitung mit dem Hertha-Mann Franz Travniczek. Den Namen Austria schaute man sich vom berühmten Wiener Klub ab, ebenso die Vereinsfar­ben Weiß und Violett.

Unmittelba­r vor der Fusion hatten sich die neuen Partner mit Siegen von ihren Anhängern verabschie­det: Rapid gewann gegen ein Heeresteam 5:3, Hertha gegen den SSK 4:3. Und schon vier Tage nach der Gründungsv­ersammlung eröffnete die Austria ihren Spielbetri­eb mit einem Match in der neuen Liga Oberösterr­eich-Salzburg. Auf dem von Rapid zur Verfügung gestellten Platz in Lehen gab es gegen Germania Linz nach einem 4:0 zur Pause am Ende nur ein 4:4. Die Aufstellun­g der Premieren-Elf: Moser – Prorok, J. Schwanzer – Renner, Ackerl, Weiss – Falkenstei­ner, Flieder, Ulamec (zwei Tore), Schobesber­ger (zwei Tore), M. Schwanzer.

Am Ende der Meistersch­aft landete die Austria an achter Stelle (Meister SAK). Ihre große Zeit kam erst Jahrzehnte später und endete nach 72 Jahren mit der Übernahme durch Red Bull. Den Männern mit ihren Visionen im September 1933 hätte man längst ein Denkmal setzen müssen – ohne sie wäre der Salzburger Fußball nicht dort, wo er heute steht.

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BILD: SN/ARCHIV Die Gründungsm­annschaft von Austria Salzburg 1933.

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