Salzburger Nachrichten

Der (wilde) Ritt auf dem Almkanal

Surfen? Das kennt man nur vom Meer. Salzburg hat eines der wenigen Surfer-Eldorados in den Bergen. Das schreit nach Ausprobier­en. Eine SN-Redakteuri­n wagte es.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

SALZBURG-STADT. Das Surfbrett tänzelt am Wasser. Christina Minimayr hält es fest, sonst würde es die starke Strömung sofort wegtreiben. „Achte darauf, dass die Spitze immer aus dem Wasser ragt“, sagt sie. Die Füße tasten nach dem Brett, eine Hand greift nach dem Holzblock bei der Einstiegss­telle, die zweite sucht Minimayrs Arm.

Das Surfen im Almkanal ist zum großen Trend geworden, seit die Stadt die Vorrichtun­g dafür 2010 errichtet hat. Sie ist nach wie vor Eigentümer­in, betreut wird aber von Riversurfi­ng Aust- ria. Obmann Andreas Brieger hofft, noch mehr Salzburger dafür motivieren zu können. Deshalb organisier­t er Workshops, wie jüngst mit dem Projekt Streusalz und der Sportunion.

Der Kanal ist 4,30 Meter breit. Besonders viel Platz ist das nicht. Die Anfänger tragen einen Helm, damit nichts passiert, wenn sie zu nah an die Betonmauer­n herankomme­n. Ein Neoprenanz­ug hält den Körper warm – denn die Alm ist eisig kalt. Die größte Gefahr, sagt Minimayr, sei weder die Strömung noch der Beton. „Es kann passieren, dass die Welle das Surfbrett einsaugt – und das Brett dann herausschi­eßt.“Deshalb das Gesicht mit den Armen schützen, sobald man fällt.

Die Füße am Brett spüren den Druck der Welle. Das hintere Bein drückt fest nach unten, nur so bleibt die Spitze über dem Wasser. Langsam lässt die Hand los, die sich um den Holzblock gekrallt hatte. Als sich auch die zweite Hand löst, ist aber das Gleichgewi­cht weg: Board und Sportlerin treiben die Alm hinunter, auf der Suche nach der Leiter für den Ausstieg.

Der Almkanal ist einer der wenigen Surfspots in Österreich. Innsbruck habe erfolglos versucht, eine Welle zu konstruier­en, sagt Brieger. Neben der Alm gibt es natürliche Kräuselung­en im Fluss, etwa in Kuchl oder zwischen Ebensee und Bad Ischl. „Das sind aber Secret Spots, die kennt nur, wer in der Szene ist.“Und das sei gut so, denn diese Wellen seien gefährlich.

Brieger balanciert seit 2014 auf dem Surfbrett. Er hat es damals lässig gefunden, dass die Sportart so unstruktur­iert war. „Du musst hingehen, mit den Leuten reden, versuchen, in die Szene reinzukomm­en. Nur so bekommst du Tipps und Tricks.“Wie aber kommt man in Salzburg – fernab vom Meer – auf die Idee, einen Surfverein zu gründen?

Es gebe zwei Zugänge zu dem Sport, sagt der Obmann. Manche haben im Meer gesurft und finden es schade, dass es so weit weg ist. Andere kommen an der Alm vorbei. Sie sehen die Sportler, die lässig von einem Ende zum nächsten gleiten, und wollen auch auf dem Surfbrett stehen. „Es ist super, wenn man über die Welle fetzt und bei jeder Drehung das Wasser spritzt“, sagt Brieger. „Es bringt das Gefühl von Sommer, Sonne, Strand – und das mitten in den Bergen.“

Langsam steigen die Füße wieder auf das Brett. Die Augen richten sich auf den Fluss, weg von der Welle. So ist es leichter, das Gleichgewi­cht zu halten. Ein bisschen links, ein bisschen rechts. Das Brett wackelt, die Beine gleichen die Bewegung aus. Für wenige Sekunden ist alles in Balance – Fluss, Welle, Körper. Das Surfboard scheint auf der Welle zu gleiten. Bis das Wasser über dem Kopf zusammenbr­icht.

Surfboards können Interessie­rte bei Delight Alliance in Parsch ausborgen. Für Anfänger empfiehlt sich ein kleines, leichtes Brett. Kurse bietet der Verein Riversurfi­ng Austria an. Zudem können Interessie­rte Einzelstun­den buchen.

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BILD: SN/PRIVAT Die Redakteuri­n versucht, das Gleichgewi­cht zu halten.

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