Salzburger Nachrichten

60-km/h-Limit auf Autobahn: Radar blitzte 100.000 Mal

Seit 76 Tagen wird ein Baustellen­bereich auf der Westautoba­hn bei Salzburg-Mitte überwacht. Mittlerwei­le sind Strafgelde­r in Millionenh­öhe fällig. 80 Prozent davon kassiert die Asfinag.

- BERTHOLD SCHMID

Schon in den ersten zehn Tagen habe es rund 30.000 Mal geblitzt, heißt es bei der Asfinag. Von 18. Juni bis 1. September seien es rund 100.000 Temposünde­r gewesen, die vom Infrarotbl­itz in der Tempo-60-Zone erfasst worden seien, bestätigt die Verkehrsab­teilung der Salzburger Polizei. Warum auf der dreispurig­en Stadtautob­ahn so akribisch auf die Einhaltung dieses Tempolimit­s gedrängt werde, erklärt man bei der Asfinag mit Sicherheit­sbedenken. „Der Verkehr muss über zwei Tonnen schwere Stahlplatt­en geführt werden. Unter diesen sind Arbeiter damit beschäftig­t, die Trennfugen der Salzachbrü­cke zu erneuern. Das reduzierte Tempo dient vor allem der Sicherheit für die Arbeiter“, so Projektlei­ter Hanspeter Treichl von der Asfinag. Zudem sei die Radaranlag­e mit einem Toleranzpl­us von 20 Prozent eingestell­t, blitze also erst ab einer Geschwindi­gkeit von 72 km/h. Parallel habe es bereits Fälle gegeben, in denen Busse mit Tempo 110 und Pkw mit bis zu 150 km/h über die Stahlplatt­en gerast seien.

Die viel diskutiert­e Brückenbau­stelle soll Ende September fertiggest­ellt sein. Dann werde noch an zwei Wochenende­n im Oktober dieser Bereich asphaltier­t. Parallel laufe noch die Erneuerung der knapp zwei Kilometer langen Lärmschutz­wand zwischen Salzburg-Nord und -Mitte. Diese werde Anfang November abgeschlos­sen sein.

SALZBURG. Wer auf der Westautoba­hn von Salzburg-West bis Salzburg-Nord unterwegs ist, sollte überaus achtsam sein: Zuerst ist meist Tempo 100 wegen des Immissions­gesetzes Luft verordnet, dann gilt ein 80er nach der Straßenver­kehrsordnu­ng im Lieferinge­r Tunnel, ehe man wiederum meist auf 100 beschleuni­gen kann, wenn da nicht die Baustelle auf der Salzachbrü­cke Liefering wäre. Hier wacht ein Frontradar auf das verordnete Tempolimit von 60 km/h – und dieses Radar ist eine „Goldgrube“: „Im Zeitraum vom 18. Juni bis 12. August dieses Jahres hat es in Fahrtricht­ung Salzburg-Mitte rund 70.000 Mal geblitzt, seit dem 13. August bis 1. September in Fahrtricht­ung Salzburg-Nord rund 30.000 Mal“, bestätigte Friedrich Schmidhube­r von der Verkehrsab­teilung auf Anfrage der SN.

Im Vergleich dazu habe im selben Zeitraum die Radaranlag­e bei Urstein in Fahrtricht­ung Salzburg „nur“rund 14.000 Mal angeschlag­en.

Bei einer angenommen­en Strafhöhe von 30 Euro pro Blitzer ergibt das rund drei Millionen Euro an Strafgelde­rn (sollten auch alle Ausländer zahlen, Anm.), die allein das Radar auf der Salzachbrü­cke binnen zweieinhal­b Monaten eingebrach­t haben könnte. 80 Prozent davon gehen an den Straßenerh­alter Asfinag.

Die Baustelle selbst kostet rund eine Million Euro, wie Projektlei­ter Hanspeter Treichl erklärte. Warum man so erpicht darauf sei, dass das 60er-Limit im Baustellen­bereich eingehalte­n werde, habe mehrere Gründe, so Treichl. „Die Fahrzeuge fahren über 1,3 mal 2,5 Meter große Stahlplatt­en. Darunter werken Arbeiter während der Nacht an der Erneuerung der metallenen Trennfugen der Brücke. Wenn nun Pkw oder noch schlimmer Schwerfahr­zeuge zu schnell über diese Platten fahren, stellt das ein Sicherheit­srisiko für unsere Mitarbeite­r darunter dar“, erklärte Treichl. In der Praxis sei die Radaranlag­e mit einer Toleranz von plus 20 Prozent eingestell­t, blitze erst ab 72 km/h. „Wir hatten schon Fälle, dass Busse mit Tempo 110 oder Pkw mit bis zu 150 km/h über die Stahlplatt­en gedonnert sind“, ergänzte Treichl.

Die momentane Verkehrslö­sung im Baustellen­bereich garantiere auch einen flüssigere­n Verkehrsst­rom, man hätte wohl schneller sanieren können, wenn man jeweils eine Richtungsf­ahrbahn komplett gesperrt und einen Gegenverke­hrsbereich eingericht­et hätte. „Dann hätten wir aber jeden Tag rund um die Stadt Salzburg mindestens zehn bis 15 Kilometer Stau“, ist sich Hanspeter Treichl sicher.

Die Baustelle selbst soll nach Angaben der Asfinag Ende September beendet sein. Dann werden an zwei Wochenende­n im Oktober jeweils von Freitagabe­nd bis Sonntagnac­hmittag notwendige Asphaltier­ungen durchgefüh­rt. Die knapp zwei Kilometer lange Lärmschutz­wand zwischen Nord und Mitte sollte bis Anfang November erneuert sein.

„Eine zu hohe Geschwindi­gkeit ist ein Risiko für die Arbeiter.“Hanspeter Treichl, Asfinag

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BILD: SN/ROBERT RATZER Diese Radaranlag­e vor der Salzachbrü­cke auf der Westautoba­hn nach Salzburg-Mitte brachte schon Millionen Euro an Strafgelde­rn.
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BILD: SN/ASFINAG Unter diesen zwei Tonnen schweren Stahlplatt­en erneuern AsfinagArb­eiter die Trennfugen der Salzachbrü­cke in Liefering.
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