Salzburger Nachrichten

Ein Jahr des Missvergnü­gens für die SPÖ Christian Kern ist Gegenwind aus den Ländern ausgesetzt. Der Parteitag wird spannend.

-

WIEN. Wer solche Parteifreu­nde hat, braucht keine Feinde. Kaum hatte SPÖ-Vorsitzend­er Christian Kern vor wenigen Wochen „Klima und Weltoffenh­eit“als neue Megathemen der Sozialdemo­kratie ausgerufen, kam der Konter des burgenländ­ischen Parteichef­s Hans-Peter Doskozil: „Wir dürfen keine grün-linke Fundi-Politik betreiben. Da schaffen wir uns selbst ab“, dekretiert­e der Burgenländ­er. Kaum hatte Kern intern durchgeset­zt, dass sich langjährig­e Mandatsträ­ger in den Parteigrem­ien künftig eine Zwei-Drittel-Mehrheit für eine neuerliche Kandidatur holen müssen, kam der Konter von Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig: In seiner Wiener SPÖ werde diese Neuerung „sicher nicht kommen“, sagte der rote Stadtchef.

Kein Zweifel, Christian Kern, der sich Montagaben­d dem ORF-„Sommergesp­räch“stellte, hatte schon leichtere Zeiten. Die SPÖ wolle den Menschen die „Ängste nehmen“, sie werde „Zukunftsko­nzepte vorlegen“und die „soziale Gerechtigk­eit“vorantreib­en, diktierte er den Fragestell­ern Hans Bürger und Nadja Bernhard. Und natürlich gehe es seiner Partei, anders als der neoliberal­en Regierung, um „Arbeit und Beschäftig­ung“.

Ob es für ein gutes Wahlergebn­is beim Parteitag am 6. Oktober reicht? Bei seiner ersten (und bisher letzten) Kür hatte Kern 96,84 Prozent erhalten. Dieser Wert wird kaum zu toppen sein. Eher im Gegenteil. Denn seit dem letzten Parteitag im Juni 2016 hatte Kern erlitten, was eine Partei ihrem Vorsitzend­en üblicherwe­ise nicht verzeiht: eine krachende Niederlage, die in den Verlust des Kanzleramt­es mündete. Seither ist Kern mangels Staatsamte­s ein gelähmter Parteichef, den Ton geben mächtige rote Landespoli­tiker und Gewerkscha­fter an. Gerüchte, Kern mache sein Job keine wirkliche Freude, machen trotz aller Dementis des Betroffene­n hartnäckig die Runde. Themen genug also für ein ORF-„Sommergesp­räch“.

 ?? BILD: SN/ORF/HANS LEITNER ?? Christian Kern.
BILD: SN/ORF/HANS LEITNER Christian Kern.

Newspapers in German

Newspapers from Austria