Salzburger Nachrichten

Othmar Karas wird doch nicht EU-Kommissar

Es wird bereits viel spekuliert über die Kandidaten der nächsten EU-Wahl. Bei der ÖVP werden alte und neue Namen genannt.

- Brüssel Monika Graf

1100 Kilometer machen den Unterschie­d. In Wien respektive in Alpbach schien es vor etwa zwei Wochen eine ziemlich ausgemacht­e Sache, dass Othmar Karas, EU-Abgeordnet­er seit 1999 und der glühendste Europäer der ÖVP, der nächste EU-Kommissar Österreich­s wird. Wer sich in Brüssel umhört, bekommt ein völlig anderes Bild. Da gilt es als ausgeschlo­ssen, dass Karas dem jetzigen EU-Kommissar Johannes Hahn nachfolgen könnte (was Karas auch bewusst sei, sagen Vertraute). Auch ein anderer potenziell­er Anwärter, Ex-Landwirtsc­haftsminis­ter Andrä Rupprechte­r, ist den Informatio­nen zufolge nicht im Spiel. Er ist in seinen Beamtenjob im Brüsseler Rat zurückgeke­hrt und bis Jahresende Sonderbera­ter der Wiener Regierung für den EU-Vorsitz. Er soll dem Vernehmen nach im EU-Wahlkampf als Kandidat des Westens antreten. Karas ist für Kanzler Sebastian Kurz gleichzeit­ig ein Vor- und Nachteil. Bei der Regierungs­bildung hat Kurz ausnahmslo­s auf seine engsten Vertrauten und völlige Politneuli­nge gesetzt. Bei der EU-Wahl wird es nicht ganz so sein. Offenbar soll Karas doch Nummer eins auf der Liste werden. Der 60-Jährige ist einer der EU-Parlamenta­rier mit bundesweit­er Bekannthei­t und Glaubwürdi­gkeit. 2014 hat er fast 83.000 Vorzugssti­mmen eingeheims­t, 2009 sogar 113.000. Für den Fall, dass er nicht Spitzenkan­didat wird, hat er (wie 2014) in den Raum gestellt, mit eigener Liste anzutreten.

Was mit den übrigen EU-Parlamenta­riern der ÖVP geschieht? Für den Veteranen Paul Rübig, Vorkämpfer für die Abschaffun­g der Roaminggeb­ühren, soll nach SN-Informatio­nen schon ein Ersatz gefunden sein: Oberösterr­eich will Angelika Winzig, Unternehme­rin, stellvertr­etende Obfrau im Wirtschaft­sbund und Budgetspre­cherin im Nationalra­t, ins Rennen schicken.

Dass die Salzburger Ex-Baustadträ­tin Claudia Schmidt nach ihrem Facebook-Ausrutsche­r über afrikanisc­he Kultur und Lebensweis­e noch einmal antreten kann, darf bezweifelt werden. Sie könnte in die Salzburger Kommunalpo­litik zurückkehr­en und bei der Stadtwahl im Frühjahr 2019 antreten, verlautet aus der Heimat. Bleiben Heinz Becker, 2014 als Seniorenve­rtreter auf der Liste und bisher unauffälli­g, und der Niederöste­rreicher Lukas Mandl. Der rückte vergangene­n Herbst an die Stelle Köstingers nach, die jetzt Landwirtsc­haftsund Umweltmini­sterin ist. Mandl gehört zum engeren Kreis um Kurz und gilt als Fixstarter.

Und wer wird Kommissar? Die Frage muss spätestens im Herbst 2019 beantworte­t werden. Hahn würde weitermach­en, so hört man, es wäre aber seine dritte Amtszeit, was ungewöhnli­ch ist. Ein Name, der zumindest in Brüssel genannt wird, ist der von Köstinger. Sie gilt als versiert in ihren Dossiers und hat sich in einem Interview am Wochenende alles offengelas­sen. Sie sei „nach wie vor eine leidenscha­ftliche Europapoli­tikerin“, antwortete sie auf die Frage, ob sie eine Rückkehr nach Brüssel reizen würde, aber auch „sehr zufrieden mit meiner jetzigen Funktion“.

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