Thiem hat in New York Lust auf mehr
Nach seinem souveränen Achtelfinalsieg bei den US Open wird Dominic Thiem jetzt der nächste große Coup zugetraut. Ein SN-Check vor dem Schlager gegen Rafael Nadal.
SALZBURG. Es ist ein Schlager, auf den sich die Tenniswelt freuen darf. Dominic Thiem trifft in der Nacht auf Mittwoch (2.30 Uhr/live ORFeins) bei den US Open in New York im Viertelfinale auf den spanischen Titelverteidiger Rafael Nadal. Der Niederösterreicher hatte nach seinem 7:5-6:2-7:6(2)-Erfolg gegen Kevin Anderson sichtlich doppelten Grund zur Freude: Der Sieg kam gerade recht zu seinem 25. Geburtstag am Montag und Thiem könnte als erster Österreicher überhaupt ins Einzel-Halbfinale der US Open einziehen. Thomas Muster scheiterte im Big Apple drei Mal. Allerdings steht mit Rafael Nadal ein mächtiger Gegner im Weg. In bisher zehn Duellen ausschließlich auf Sand hat Thiem drei Mal gewinnen können – das elfte Match ist aber das erste auf Hartplatz. Noch dazu in der Abendsession in der Nacht auf Mittwoch im Arthur Ashe Stadium. Die SN mit fünf Erkenntnissen vor diesem Showdown von New York.
Erfahrung
Das Viertelfinale könnte für Domi- nic Thiem im Arthur Ashe Stadium – dem größten Tennisstadion der Welt – zu einer besonderen Erfahrung werden. Der Grund: Das Spiel wurde als Abendsession angesetzt und damit wartet auf den Österreicher ein spezielles Spielgefühl. Thomas Muster beschrieb das einmal so: „Das ist eine ungewöhnliche Erfahrung. Das ist wie eine andere Sportart. Beim Aufschlag schaust du ins dunkle Nichts und durch das Flutlicht sind die Abstände am Platz nicht mehr ganz genau zu erkennen.“
Bei Flutlichtspielen hat Nadal, der in New York schon viele Abendmatches souverän bewältigt hat, gegen Thiem einen Vorteil. Beim 25Jährigen könnte im Gegenzug aber die unglaubliche Atmosphäre neue Motivation freisetzen.
Spielsystem
Alle zehn Matches vorher sind – was die Taktik betrifft – vermutlich nur am Rande zu vergleichen. Thiem ist der einzige Top-Ten-Spieler, gegen den Nadal noch nie auf einem anderen Belag als Sand gespielt hat. „Auf Hartplatz wird es eine komplett neue Erfahrung. Ich hoffe, dass es ein bisschen angenehmer ist, aber ich bin nicht sicher“, sagte Thiem bei einer Pressekonferenz und sorgte für Lacher. Fakt ist, dass der Lichtenwörther viel riskieren muss. Wie im Achtelfinale gegen Anderson. Und das gegen den Weltranglistenersten über Stunden. Das weiß Thiem: „Der Schlüssel ist, wirklich schnell und mit Power zu spielen. Aber das ist sehr riskant, weil ich auch viele Fehler begehen könnte.“Diese Leistungsschwankungen waren in der zweiten Jahreshälfte die Achillesferse des heimischen Tennisstars.
Revanchegelüste
Gleich zweifach könnten bei Dominic Thiem dieser Tage in New York Revanchegelüste aufkommen: Zum einen gilt es die Dreisatzklatsche im French-Open-Finale gegen Rafael Nadal wegzumachen. Zum anderen ist wohl jenes Match unvergessen, das ihm bis heute noch schwer im Magen gelegen war: Vor einem Jahr wollte Thiem in ebendiesem Arthur Ashe Stadium gegen Juan Martín del Potro erstmals ins Viertelfinale einziehen – und verlor trotz Zweisatzführung gegen einen angeschlagenen Argentinier. Das ist auch Nadal nicht entgangen: „Letztes Jahr hat er ein sehr hartes Match gegen del Potro verloren. Er verdient es, da zu stehen, wo er ist.“Del Potro wäre vielleicht sogar ein möglicher Gegner in einem Halbfinale. Wieder Revanchegelüste?
Fitness
In diesem Viertelfinale treffen zwei der fittesten Tennisspieler der Welt aufeinander. Wobei der 17-fache Grand-Slam-Sieger nach zwei Viersatzkämpfen in New York zuvor mehr „Körner“lassen musste. Auf die Ausdauer – vielleicht über Stunden – wird es ankommen. Experten erwarten Hochgeschwindigkeitstennis mit energieraubenden Ballwechseln. Zum Gaudium der Fans.
Erleichterung
Thiem bestreitet sein erstes Viertelfinale in New York. Die Erleichterung war ihm anzusehen. Jetzt hat er aber Lust auf mehr. Mit Recht.