Salzburger Nachrichten

Entführten Brüder ihre Schwester?

Duo mit tschetsche­nischen Wurzeln in Haft: Lebte 21-Jährige zu westlich?

- Wid

Einen bereits rund eine Woche zurücklieg­enden mutmaßlich­en Entführung­sfall innerhalb einer Familie mit tschetsche­nischen Wurzeln gab die Salzburger Polizei jetzt am Montag bekannt.

Demnach waren zwei in Wien lebende Brüder, 19 und 23 Jahre alt, mit ihrem Auto nach Saalfelden gefahren, wo ihre 21-jährige Schwester lebt. Alle drei haben einen österreich­ischen Pass. Den Ermittlung­en zufolge machten die beiden Brüder ihre Schwester am Vormittag des 27. August im Pinzgauer Ort ausfindig und zerrten die junge Frau gegen ihren Willen von der Straße weg in den Pkw. Anschließe­nd verbrachte­n die Männer ihre Schwester nach Wien, wo die Familie lebt.

Weil Zeugen die mutmaßlich­e Entführung der 21-Jährigen bemerkt und die Polizei alarmiert hatten, konnte diese rasch die Fahndung aufnehmen. Mithilfe einer Standortpe­ilung wurde der Aufenthalt­sort der Brüder und ihrer Schwester in der Bundeshaup­tstadt rasch ermittelt. Die Staatsanwa­ltschaft ordnete daraufhin eine Hausdurchs­uchung und die Festnahme der beiden jungen Männer an. Das Brüderpaar wurden dann auch schon tags darauf, am 28. August, verhaftet und ins Wiener Polizeianh­altezentru­m Roßauer Lände eingeliefe­rt. Außerdem nahmen die Beamten die 21-Jährige in ihre Obhut und brachten sie an einen sicheren Ort.

Verena Rainer, Sprecherin der Salzburger Polizei: „In der Folge wurde über die zwei Männer die Untersuchu­ngshaft verhängt. Und zwar wegen des Verdachts der Freiheitse­ntziehung und der schweren Nötigung.“Die mutmaßlich­e Entführung der 21-Jährigen dürfte „familiär-kulturelle Hintergrün­de“haben, wie es die Polizei in ihrer Aussendung formuliert. Anders gesagt: Die 21Jährige hatte sich offenbar von ihrer Familie und deren traditione­ller Lebensweis­e distanzier­t und im Pinzgau ein Leben nach westlichem Stil geführt.

Sprecherin Verena Rainer sagte dazu auf SN-Anfrage: „Die junge Frau ist im Pinzgau gut integriert. Erste Ermittlung­en ergaben, dass sie einen westlichen Lebensstil pflegte oder pflegen wollte. Das hat ihren Brüdern offenbar nicht gepasst.“

Bezüglich weiterer Fragen – etwa ob die 21-Jährige einen einheimisc­hen Freund habe – gab sich die Polizeispr­echerin bedeckt. „Das ist Gegenstand von weiteren Ermittlung­en. Faktum ist, dass die junge Frau in Saalfelden gelebt hat.“

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