Salzburger Nachrichten

Aufregung um Schmierakt­ion Ist das neue Buch der Auslöser?

Denkmal für Nazi-Opfer in Goldegg beschädigt. Polizei ermittelt gegen unbekannte Täter. Gemeinde und Kulturvere­in wollen, dass ein Historiker das Kapitel neu schreibt. Die Geschichte und der Roman

- Auf der Jagd nach Den Roman

Es war ziemlich still geworden um die Ereignisse in der Nazizeit in Goldegg. Doch jetzt ist der „Sturm“des HitlerRegi­mes auf Goldegg, der 14 Todesopfer forderte, wieder ein heißes Thema, weil ein neuer Heimatroma­n das Thema behandelt und weil am Wochenende der 2014 aufgestell­te Gedenkstei­n für die NS-Opfer, das Deserteurs­denkmal, beschmiert wurde.

Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts der schweren Sachbeschä­digung gegen unbekannte Täter. Offenbar interessie­rt sich auch das Amt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g für die Causa.

Die Tat wurde in der Nacht auf Samstag verübt. Just am Freitag waren Medienberi­chte über das Buch „Schwedenre­iter“erschienen. Das literarisc­he Werk nimmt auf die historisch­en Ereignisse und den Umgang mit der Geschichte Bezug. Das könnte der Auslöser dafür gewesen sein, dass „sich ein paar Ewiggestri­ge aufgerufen fühlen, ein Zeichen zu setzen“, sagt der Obmann des Kulturvere­ins Schloss Goldegg, Cyriak Schwaighof­er, „eine extrem feige Aktion“. Auch Bgm. Hans Fleißner (ÖVP) hält einen Zusammenha­ng für möglich und verurteilt die Tat scharf. Es gebe aber nicht den leisesten Verdacht, wer es getan haben könnte.

Das Buch von Hanna Sukare ist im Salzburger Verlag Otto Müller erschienen. „Ein Zusammenha­ng zwischen der Beschädigu­ng und der Buchpräsen­tation am 13. September ist möglich“, betont der Verlag, denn „die 2008 erschie- nene Ortschroni­k bezeichnet die Wehrmachts­deserteure als ,gefährlich­e Landplage‘ und kürt einen SS-Mann zum Retter des Ortes“. Diese Ortschroni­k steht im Mittelpunk­t des Buches. Der Ort im Roman heißt Stumpf.

Die Literatin meldete sich am Montag zu Wort. Sie denke an die Nachkommen der Opfer, deren Namen nun unkenntlic­h seien. „Der Anschlag reißt ihre Wunden wieder auf. Den Nachkommen gelten mein Mitgefühl und meine Hochachtun­g.“Sie hoffe, die Gemeinde werde sich jetzt „ein für

sechs Wehrmachts-Deserteure­n durchkämmt­en SS und Gestapo in der Aktion „Sturm“am 2. Juli 1944 mit mehr als 1000 Mann Goldegg-Weng. Deserteure, Helfer und Unbeteilig­te wurden ermordet, gefoltert, verhaftet und in KZ verschlepp­t.

„Schwedenre­iter“schrieb Hanna Sukare, 1957 in Freiburg (D) geboren, in Wien lebend, Trägerin des Rauriser Literaturp­reises 2016. Die Hauptfigur Paul Schwedenre­iter, Enkel eines der Deserteure, hinterfrag­t die Darstellun­g in der Ortschroni­k. Präsentati­on: Donnerstag, 13. 9., 19 Uhr, Schloss Goldegg. alle Mal zu ihren Kriegsdien­stverweige­rern und deren Unterstütz­erinnen bekennen“. Die Gemeinde will dieses Kapitel der Chronik durch einen Experten wissenscha­ftlich fundiert neu schreiben lassen.

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BILD: SN/CHRIS HOFER Der Gedenkstei­n und die Tafel wurden beschmiert.

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