Salzburger Nachrichten

Nichts kann den Zusteller stoppen

Am 4. September ist der internatio­nale Tag der Zeitungszu­steller. Engelbert Grössinger liefert auch bei Orkan und Schneestur­m.

- ANTON PRLIĆ

Das Hochwasser des Jahres 2002 hat Engelbert Grössinger noch gut in Erinnerung. Es war eines der wenigen Ereignisse, bei denen er das Zustellen der „Salzburger Nachrichte­n“kurz unterbrech­en musste. Seit rund 30 Jahren stellt der 68-jährige Neumarkter Zeitungen in Thalgau zu. Bei dem Starkregen im Juni 2002 brach ein Damm, als er dort gerade mit seinem Auto unterwegs war. Wassermass­en fluteten die Straße und spülten Engelbert Grössinger in seinem Auto weg. „In der Nähe war ein Sägewerk. Dort landete das Auto auf einem Holzstapel. Mir ist zum Glück nichts passiert. Und den Zeitungen auch nicht. Die lagen auf dem Rücksitz, so hoch ist das Wasser im Auto nicht gestiegen.“Die Zeitungen stellte er noch zu, allerdings musste er sich dazu ein anderes Auto ausleihen.

Eigentlich war es ein Zufall, dass Grössinger mit dem Zei- tungsaustr­agen anfing. Als seine Freundin Ende der 1980er-Jahre kurzzeitig arbeitslos war, suchte er einen Zuverdiens­t. „Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht und ich bin dabei geblieben.“

Engelbert Grössinger ist einer von 500 Zustellern der Salzburg Logistik GmbH, die in Salzburg für die Zustellung der Tageszeitu­ngen zuständig sind. Jeden Tag sind sie im Einsatz.

Rund 300 Kunden beliefert Grössinger jeden Tag. Etwa jeden zehnten kennt er auch persönlich. „Einer wartet jeden Tag um kurz nach drei vor der Türe auf mich.“Von halb drei bis halb sechs Uhr morgens absolviert Grössinger seine Tour. Als er noch als Betriebssc­hlosser arbeitete, ging er nach einem Frühstück zu seiner Arbeitsste­lle.

Seit acht Jahren ist er in Pension. Mit dem Zustellen hat er nicht aufgehört. Von dem Dammbruch ließ er sich ebenso wenig aufhalten wie vom Orkan Kyrill im Jänner 2007. „Da sind überall die Äste auf der Straße gelegen. Aber ich habe die Zeitungen noch zugestellt.“Einmal musste er wegen eines Blitzeises mit seiner Runde etwas warten. „Aber wir haben die Zeitungen später noch ausgeliefe­rt.“Auch von dichtem Schneetrei­ben lassen sich die Zusteller nicht aufhalten. Dabei hilft man sich mitunter auch gegenseiti­g. „Eine Kollegin von mir ist einmal mit ihrem Auto im Schnee stecken geblieben. Der Schneefall war so dicht, dass sie zwischen zwei Schneestem­pen falsch abgebogen ist. Ich habe zum Glück einen Allrad und konnte ihr Auto herauszieh­en.“

Trotz seiner Pension will Grössinger weiter zustellen. „Ich gehe, solange ich kann und solange es mir guttut.“Und auch jetzt hat er nach dem Zustellen noch jede Menge zu tun. An drei Tagen in der Woche passt er auf seinen Enkel auf. Im Gegensatz zu früher hat er jetzt aber mehr Zeit zum Zeitungles­en. „Das gehört für mich nach dem Zustellen an jedem Tag dazu.“

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BILD: SN/PRLIC Engelbert Grössinger: „Will zustellen, solange ich kann.“

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