Salzburger Nachrichten

Grödiger baut Surfboards aus Holz: Hawaiianer sind begeistert

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- GRÖDIG.

Anfangs hat Wilhelm Margreiter an sich gezweifelt. Ein Grödiger, der Surfboards herstellt, mitten in den Alpen? Vier Jahre später hält der 41-Jährige das für g’scheit.

Das Insel-Dasein fernab des Meeres habe Vorteile. Zum einen, sagt Margreiter, stellt er alles für seine Wuux-Surfboards selbst her – was ihn oft auf neue Ideen bringt. Den Schaumstof­fkern bekomme er hier etwa nicht. Zum anderen sitzt der 41-Jährige in Österreich an der Quelle für Holzfurnie­re, mit denen er die Boards ummantelt. Er kann zwischen 160 Holzarten wählen. Je nach Länge und Holz kosten seine Boards zwischen 850 und 3500 Euro.

Der Grödiger streicht über die Oberfläche eines Bretts, befühlt die Maserung. Das Werk, auf dem Rory steht, ist für einen Amerikaner. Er betreibt einen Surfshop auf Hawaii. Seine Tochter Rory wird ein Jahr alt, der Hawaiianer will ihr ein Brett widmen.

Margreiter­s Werke sind sehr leicht: In der längsten Variante hat das Brett sechs Kilo. Das sind um zwei Kilo weniger als ein herkömmlic­hes Board aus Glasfaser.

Margreiter ist weltweit der einzige Hersteller, dessen Surfboards an den Kanten aus Holz sind. Anfangs wäre er daran fast verzweifel­t. Es ist unmöglich, das Holz um die Form zu biegen, ohne dass es reißt. Seine Bretter haben kleine Rillen und Macken. „Doch genau weil sie nicht perfekt sind, lieben die Surfer meine Boards – sie sind einzigarti­g.“

Margreiter fischt sein Smartphone heraus. Er kann nicht glauben, was für Zuspruch er aus der ganzen Welt erhält. Auf der Fotoplattf­orm Instagram herzen Tausende Befürworte­r seine Bilder, Hunderte Surfer kommentier­en sie. 80 Prozent seiner Aufträge gehen wegen dieser Fotos ein.

Unter den Kommentare­n sind persönlich­e Bemerkunge­n. Margreiter lädt seine Kunden manchmal nach Grödig ein. Der Versand in Europa koste 100 Euro. „Ein Flugticket bekomme ich hin und wieder ab 60 Euro. So baue ich eine innige Beziehung zu den Kunden auf.“

Jemand schreibt auf Instagram, dass die Surfboards wegen seiner Biografie so gut sind: Seine Eltern waren Tischler, Margreiter hat die HTL besucht, später Architektu­r studiert. „Mein Ansatz ist ein technische­r. Meine Boards sind ohne Schnicksch­nack.“

Seine Prototypen testet er im Almkanal. Die Welle ist wie ein Labor, sie fließt gleichmäßi­g. Wobei, eigentlich müsste es heißen: lässt testen. Wirklich gut wellenreit­en kann Margreiter nicht. Deshalb spricht er mit seinen „Test Ridern“, analysiert Videos.

Wieder tippt der 41-Jährige auf seinem Handy. Er zeigt ein Video seiner neuesten Entwicklun­g: eine Finne aus Holz, also jenes haifischfl­ossenartig­e Teil unten auf dem Surfboard. Normalerwe­ise geht eine Finne unter, doch seine schwimmt am Wasser – was mehr Auftrieb und weniger Paddeln für die Surfer bedeutet. Er wollte nur etwas Neues ausprobier­en, sagt Margreiter. „Aber die Rückmeldun­gen sind sensatione­ll.“

„Die Surfer lieben die Bretter, weil sie nicht perfekt sind.“Wilhelm Margreiter, Wuux

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BILD: SN/WIENERROIT­HER Wilhelm Margreiter in seiner Werkstatt. Das Board wird auf Hawaii auf den Wellen gleiten.

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