Die neuen Fernseher sind größer, greller – und teurer
Samsung lanciert erste TV-Geräte mit 16-facher HD-Auflösung. Die Technologie ist fortschrittlich, aber teuer. Dennoch ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Fernseher zu kaufen – Jogi Löw sei Dank.
Seit Jahren gibt es auf der Berliner IFA das immer gleiche Spiel: Branchenvertreter werden von den Tech-Giganten auf die weltgrößte Elektronikmesse geladen. Versprochen wird die Präsentation irgendeiner Produktneuheit. Und am Ende stellt der Elektroriese doch wieder ein neues Smartphone vor.
Nicht so auf der IFA 2018. Die Branchengiganten brachten dieses Jahr kaum neue Smartphones mit. Stattdessen setzten sie auf Fernseher. Und das wohl aus gutem Grund: Die TV-Branche startet in eine neue Phase. Auf der IFA kündigte Samsung an, erstmals 8K-Fernseher in den Handel zu bringen. Ab Oktober sollen die Geräte erhältlich sein, die eine vier Mal höhere Auflösung bieten als die aktuell gängigen 4KModelle – und 16 Mal mehr als Full HD. Der Kunde muss dafür ordentlich in die Tasche greifen: 65-ZollModelle kosten rund 5000 Euro, die größten mit 85 Zoll gibt es für 15.000 Euro. Und der Preis ist nicht das einzige Problem von 8K: Noch kaum ein TV-Sender produziert 8KInhalte. Samsung versucht dem entgegenzuhalten und verspricht, dass ein integrierter Prozessor schlechtere Ausgangssignale hochrechnet.
Das könne durchaus funktionieren, sagt Michael Gattereder, Geschäftsführer der Wiener Agentur DigitalWerk. Dennoch sei es nicht mit nativen Inhalten vergleichbar. Auch deshalb rät er Konsumenten, mit dem Kauf eines 8K-Geräts noch zu warten. Grundsätzlich ist es aber aktuell kein schlechter Zeitpunkt, um einen Fernseher zu kaufen. Gleich zwei Faktoren drücken auf die Preise: Zum einen die Innovationen selbst – die ältere Modelle kostengünstiger werden lassen. Zum anderen das frühe Aus der deutschen Elf bei der Fußball-WM. „Wenn Deutschland so früh aus- steigt, fallen die Fußballhauptevents aus. Also die, zu denen man sich vielleicht mit einem neuen Fernseher etwas Gutes tut“, sagt Michael Zöller, Leiter der ConsumerElectronics-Sparte bei Samsung Österreich. Die Folge liegt auf der Hand: Die Händler bleiben auf den Geräten sitzen. Und verkaufen diese im Nachhall oftmals günstiger.
Im TV-Markt regiert aktuell noch 4K: 70 Prozent aller Fernseher, die 2018 verkauft wurden, seien 4KFernseher, schätzt Samsung. Und für diese ist der Österreicher bereit immer mehr auszugeben – im Schnitt 600 bis 700 Euro pro Gerät. Dabei sei eine Diagonale von 55 Zoll (rund 140 Zentimeter) mittlerweile üblich geworden. Doch selbst das dürfte den Kunden bald nicht mehr reichen, meint Michael Gattereder: „Die Geräte werden immer größer, während die Rahmen immer dünner werden.“Und in Zukunft könnten die Gehäuse sogar ganz wegfallen: Bereits Anfang dieses Jahres stellte Elektronikriese LG TV-Bildschirme vor, die foliendünn sind – und sich auf- und abrollen lassen.
Mit den dünnen Fernsehern wird aber auch der Ton der Geräte immer dünner – da der Resonanzkörper fehlt. Eine Lösung bietet Sony: In einigen Modellen wurde der Basslautsprecher im Standfuß des Monitors verbaut. Alternativ empfiehlt Gattereder, den Fernseher mit der Heim-Audioanlage zu verbinden oder eine Soundbar – eine Lautsprecherbox – anzuschaffen.
Für Gattereder ist aber noch ein anderer Faktor besonders relevant: die Konnektivität, gepaart mit der Bedienbarkeit. „Wir leben im Jahrzehnt des Entertainments. Schon bald werden wir keine Fernbedienung mehr haben und alles per Sprache steuern.“Umso wichtiger sei es, dass der Fernseher smart sei, also internetfähig. Netflix, Amazon & Co. seien auch die ersten größeren Produzenten gewesen, die 4KInhalte angeboten hätten. Doch smart allein ist 2018 nicht mehr genug: Das TV-Betriebssystem sollte so funktionieren, dass der Fernseher „fünf Minuten nach Anschluss einsatzfähig ist, alles selbst aktualisiert – und einfach zu bedienen ist“.