Einserfrage mit drei Antworten
Wer wird im Herbst das Tor in Österreichs Fußballnationalmannschaft hüten? Zum ersten Mal seit Langem befindet sich kein Bankdrücker unter den ÖFB-Schlussmännern.
WALTERSDORF. Es wird ein spannender Herbst für Österreichs beste Torhüter: Drei Mann kämpfen um die Nummer eins im Fußballnationalteam. Heinz Lindner muss trotz guter Leistungen in den bisherigen Spielen unter Teamchef Franco Foda gegen Cican Stankovic und Richard Strebinger um sein Leiberl kämpfen. Das Testspiel gegen Schweden morgen, Donnerstag (20.45), in Wien sowie der NationsLeague-Auftakt in Bosnien-Herzegowina (11. September) könnten richtungsweisend in der Einserfrage werden.
Lindner sieht es entspannt. „Der Trainer hat jedem von uns das Vertrauen ausgesprochen“, sagte der Grasshoppers-Profi am Dienstag im ÖFB-Camp in Bad Waltersdorf. Zwar haben beide Herausforderer Lindners noch keinen Länderspieleinsatz zu Buche stehen, dennoch scheint die Position zwischen den Pfosten derzeit so gut besetzt zu sein wie schon lange nicht mehr. Stankovic und Strebinger werden mit ihren Clubs Red Bull Salzburg und Rapid Wien in der Gruppenphase der Europa League auch international gefordert sein. Beide haben zuletzt mit starken Leistungen ihren Anspruch auf ein ÖFB-Teamleiberl untermauert. Selbst Konkurrent Lindner räumt ein: „Dort sammeln sie wertvolle internationale Erfahrung.“Er selbst blickt auf einen durchwachsenen Saisonstart als zweiter Kapitän in Zürich zurück, aktuell liegen die Grasshoppers auf dem vorletzten Platz der Super League.
Lindner hat bereits 19 Einsätze im Nationalteam auf dem Buckel. Mit dabei war der 28-jährige Schweiz-Legionär noch viel öfter: Fast 40 Mal saß er in der Ära von Foda-Vorgänger Marcel Koller als Reservist auf der Bank.
Stichwort Marcel Koller: Schon als der Schweizer 2011 als Teamchef antrat, war Lindner als AustriaWien-Keeper mit von der Partie. Und obwohl er der Einzige aus dem damaligen Torhüter-Trio (Lindner, Robert Almer, Pascal Grünwald) war, der regelmäßig Spielpraxis bekam, musste er sich mit der Ersatzrolle zufriedengeben. Dafür stand Lindner später auch im Kader, als er zwei Jahre lang bei Eintracht Frankfurt praktisch ohne ernsthaften Einsatz blieb.
Das aktuelle Torhüter-Trio ist überhaupt das erste seit Langem im ÖFB-Team, in dem alle regelmäßig bei ihren Clubs auch spielen. Lindners Vorgänger als Nummer eins, Robert Almer, brachte sogar über mehrere Jahre hinweg starke Leistungen im Teamtrikot, obwohl er bei seinen Clubs Düsseldorf, Cottbus und Hannover zur selben Zeit überwiegend Bankdrücker war. Ein ähnliches Schicksal erlebten zumindest zeitweise auch einige seiner Mitbewerber um die Nummer eins wie Ramazan Özcan, Jörg Siebenhandl, Samuel Sahin-Radlinger oder Daniel Bachmann. Und auch Cican Stankovic und Richard Strebinger haben sich den Stammplatz zwischen den Pfosten erst nach geduldigem Anstellen hinter internen Konkurrenten erkämpft.
Franco Fodas Signale deuten dahin, dass Heinz Lindner zumindest gegen Schweden und Bosnien-Herzegowina das Teamtor hüten dürfte. Danach könnten die Karten neu gemischt werden. Lindner ist auf alles vorbereitet: „Ich habe mir bei meinen Spielen nichts zuschulden kommen lassen, werde weiterhin meinen Weg gehen und versuchen, meine Leistung zu bringen.“