Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r-Kauf wird ab heute zum dritten Mal untersucht

16 Jahre nach der Kaufentsch­eidung und elf Jahre nach der Lieferung beginnt der dritte Untersuchu­ngsausschu­ss.

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WIEN. Dass jeder der 15 Eurofighte­r des Bundesheer­es einen eigenen parlamenta­rischen U-Ausschuss bekommt, ist ein böses Gerücht. Was heute, Donnerstag, startet, ist aber immerhin schon Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss Nr. 3.

Nr. 1 tagte 2006/07 und wurde aus rot-schwarzer Koalitions­räson vorzeitig beendet. Nr. 2 endete im Vorjahr ebenfalls vorzeitig, da während eines Wahlkampfs kein U-Ausschuss tagen darf. Somit kommt es nun zur Fortsetzun­g.

Die vorgesehen­en Untersuchu­ngsgegenst­ände sind teilweise schon aus den bisherigen U-Ausschüsse­n bekannt. So will man ein weiteres Mal der Frage nachgehen, warum die Entscheidu­ng 2002 ausgerechn­et auf den Eurofighte­r fiel, der als zweistrahl­iger Jet die mit Abstand höchsten Betriebsko­sten aller angebotene­n Modelle aufwies. Diese Frage ist eigentlich längst beantworte­t: Die damalige schwarz-blaue Regierung wollte mit der Wahl des europäisch­en Gemeinscha­ftsprojekt­s Eurofighte­r eine Vorleistun­g für eine gemeinsame europäisch­e Verteidigu­ng erbringen und die Jets auch für internatio­nale Einsätze bereitstel­len. Die folgende rotschwarz­e Regierung nahm diesen Plan zurück und bestellte alle Ausrüstung­en des Eurofighte­r, die für einen internatio­nalen Einsatz notwendig gewesen wären, wieder ab. Was blieb, sind die hohen Betriebsko­sten.

2002 hatte der damalige Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser dem Bundesheer zugesagt, diese Kosten aus dem allgemeine­n Budget zu ersetzen. Dieses Verspreche­n wurde aber nie eingehalte­n, weshalb es im Bundesheer bis heute Überlegung­en gibt, wie man den Eurofighte­r wieder loswerden könnte.

Auch diese Überlegung­en werden Gegenstand des U-Ausschusse­s sein. Erster Zeuge am Donnerstag ist Hans Hamberger, der Leiter jener Expertengr­uppe, die im Auftrag des vorherigen Verteidigu­ngsministe­rs Hans Peter Doskozil (SPÖ) Vorwürfe gegen den Eurofighte­r-Hersteller zusammenge­tragen hatte. Auf Basis dieser Vorwürfe hat Österreich 2017 eine Schadeners­atzklage gegen den Hersteller eingebrach­t. Auch der Zivilrecht­sexperte Christian Rabl und der Leiter der Finanzprok­uratur, Wolfgang Peschorn, werden heute zu dieser Klage als Zeugen gehört.

Bei der zweiten Sitzung am 13. September wird es um die Gegengesch­äfte gehen. Auch das ist ein immer wiederkehr­endes Thema in den U-Ausschüsse­n. Beim Kauf der Eurofighte­r um zwei Milliarden Euro hatte die Regierung darauf bestanden, dass der Hersteller im Gegenzug Geschäfte zugunsten österreich­ischer Betriebe im Ausmaß von 200 Prozent des Kaufpreise­s – also vier Milliarden Euro – einfädelt. Derartige Gegengesch­äfte waren bei Rüstungskä­ufen bisher stets üblich, um den Kaufkrafta­bfluss ins Ausland auszugleic­hen.

Im konkreten Fall dürfte es aber zu dubiosen Zahlungen gekommen sein, damit österreich­ische Firmen Aufträge, die sie aus dem Ausland bekamen, als Eurofighte­r-Gegengesch­äfte anrechnen ließen. Dazu sollen mehrere Manager als Zeugen angehört werden.

Eher kurios klingt ein weiterer Untersuchu­ngsgegenst­and: U-Ausschuss Nr. 3 will der Frage nachgehen, ob seine beiden Vorgänger von der jeweiligen Regierung ausreichen­d mit Akten versorgt wurden.

Den Vorsitz führt Nationalra­tspräsiden­t Wolfgang Sobotka (ÖVP).

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