„Er ist ein Idiot“
Watergate-Aufdecker Bob Woodward bringt das nächste Trump-Buch.
Bevor John Dowd seinen Job als Rechtsberater des Präsidenten hinschmiss, hatte er alles versucht. Am 27. Jänner inszenierte er für Trump im Oval Office eine Art Generalprobe für eine Befragung durch den Ermittler in der Russland-Affäre, Robert Mueller. Schon nach kurzer Zeit verwickelte sich Trump in Widersprüche und Lügen. Der Präsident hatte einen Wutausbruch. „Ich will wirklich nicht aussagen“, schimpfte er. Dowd atmete auf. Das hatte er erreichen wollen. Bei einem Termin mit Mueller erklärte er dem Sonderermittler, Trump könne nicht aussagen. Er würde sich schlichtweg „zum Idioten machen“. Dann änderte Trump seine Meinung. „Ich werde ein wirklich guter Zeuge sein“, eröffnete er Dowd im März. Der Anwalt quittierte den Job.
Die brisante Schilderung stammt aus dem 448-Seiten-Buch „Fear“(Angst), das am 11. September bei Simon&Schuster erscheinen wird. Schon jetzt schlägt das Buch, das auf Hunderten Stunden Interviews mit Insidern des Weißen Hauses beruht, hohe Wellen. Auszüge bekräftigen den Eindruck, den Bestseller wie „Fire and Fury“, „Russian Roulette“oder „Trumpocracy“schon vorher vermittelt hatten. Trump ist für sein Amt ganz und gar ungeeignet.
Autor ist der Watergate-Enthüller Bob Woodward, einer der renommierten Journalisten der USA. Er beschreibt ein Weißes Haus, in dem engste Mitarbeiter des Präsidenten das Schlimmste zu verhindern suchen, eine Art „stiller Putsch der Administration“.
Der inzwischen zurückgetretene Wirtschaftsberater Gary Cohn soll so weit gegangen sein, von Trumps Schreibtisch unterschriftsreife Erklärungen zum Rückzug aus der NAFTA und dem südkoreanischen Freihandelsabkommen gestohlen zu haben. Ein Mitarbeiter Cohns sagte, er habe das getan, um die nationale Sicherheit der USA zu schützen. Diese lag auch Verteidigungsminister James Mattis auf dem Herzen, der in der NordkoreaKrise an der Unkenntnis des Präsidenten verzweifelte. Nach einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats beschwerte sich Mattis, Trump habe „das Verständnis eines Fünft- oder Sechstklasslers“.
Der andere General in Trumps Diensten, Stabschef John Kelly, soll den Präsidenten in kleiner Runde als „verwirrt“bezeichnet haben. „Er ist ein Idiot. Es ist sinnlos, ihn von irgendetwas zu überzeugen … Wir sind in einem verrückten Laden. Ich weiß nicht einmal, warum wir überhaupt hier sind. Das ist der schlimmste Job, den ich jemals hatte.“
Trump ahnte, was auf ihn zukommen sollte. Er versuchte zunächst, den Watergate-Journalisten abzublocken. Dann bot er nach Redaktionsschluss doch noch ein Interview an. Nun beschwert sich der Präsident über „total erfundene Geschichten“. Es sei „eine Schande“, wie jemand „ohne Strafe oder Kosten damit davonkommt“Anschließend überflutete er Twitter mit Dementis von Kabinettsmitgliedern, die Woodward in seinem Buch zitiert hat, darunter Stabschef Kelly, Verteidigungsminister Mattis und Anwalt John Dowd.