Watergate-Aufdecker zeichnet ein erschreckendes Bild
Der Verdacht besteht seit Langem: Verantwortungsvolle Personen im Umfeld des Präsidenten versuchen, die USA und die Welt vor den Launen Donald Trumps zu bewahren. Wie sie das machen, schildert Watergate-Enthüller Bob Woodward in seinem neuen Buch. Ex-Wirtschaftsberater Gary Cohn entfernte angeblich unterschriftsreife Dokumente vom Schreibtisch Trumps, um schwere Verwerfungen im internationalen Handel zu vermeiden – das Fehlen der Papiere soll Trump nicht einmal aufgefallen sein.
Verteidigungsminister James Mattis ignorierte aus Sorge um die nationale Sicherheit wohl regelmäßig Anweisungen des Commander-in-Chief – vom Auftrag, den syrischen Diktator Baschar alAssad zu töten bis hin zu Nordkorea. Andere mokieren sich hinter Trumps Rücken über seine geistigen Fähigkeiten. Immer wieder fällt das Wort „Idiot“, das auch Stabschef John Kelly gebraucht haben soll und zuvor bereits Ex- Außenminister Rex Tillerson. Dass Trump ein Schwachkopf ist, davon schien auch sein ehemaliger Rechtsberater im Weißen, John Dowd, überzeugt. Trump werde sich im Fall einer Aussage vor Robert Mueller, dem Ermittler in der Russland-Affäre, um Kopf und Kragen reden und Gefängnis riskieren.
Es entsteht der Eindruck eines stillen Putsches gegen den Präsidenten, der darauf abzielt, das Schlimmste zu verhindern. Das mag die Gemüter beruhigen, die darauf setzen, irgendjemand werde Trump schon einhegen.
Woodwards wichtiges Buch lässt sich aber auch anders interpretieren. Es beschreibt, wie wenig zwischen der Welt und diesem Präsidenten steht, der hoffnungslos überfordert scheint. Intakte Machtinstinkte und begrenzter Intellekt müssen kein Widerspruch sein. Das haben schon andere Führer bewiesen, die ihre Nationen betrogen haben. Eine Warnung an alle potenziellen Leser des Woodward-Titels: Nach der Lektüre von „Fear“(deutsch: Angst) könnte sich genau dieses Gefühl einstellen.