Mit Zwischenraum, hindurchzuschaun
2017 wurde auf dem Brenner, an der historisch bedeutenden Grenze von Österreich zu Italien, der Grenzschutz verstärkt, mitten durch eine kulturell und wirtschaftlich eng verflochtene Gegend sollte ein Zaun gezogen werden. Auf italienischer Seite standen bald die Protestierenden, entsetzt über die Unsolidarität der Entscheidung, und auch auf österreichischer Seite herrschte großes Kopfschütteln.
Nikolaus Geyrhalter fuhr daraufhin mit seinem Kameramann nach Tirol und begann nachzufragen. In seinem Film „Die bauliche Maßnahme“(ab Freitag im Kino), dessen Titel eine Formulierung der ehemaligen Innenministerin Mikl-Leitner zitiert, kommen Bäuerinnen aus der Gegend zu Wort, Wanderer, eine Wirtin, Bauarbeiter, Jäger und auch die Polizisten, die in regelmäßigen Abständen nachschauen müssen, ob der Maschendraht, der im Container bis zu seinem noch nicht beschlossenen Einsatz lagert, nur ja noch nicht rostet. Denn bislang wurden, so ein sichtlich unangenehm berührter Polizeipressesprecher, nur die Verankerungen für den Zaun betoniert. Ausgerollt wurde er bisher noch nicht.
„Die bauliche Maßnahme“legt den Fokus auf die Menschen, die hier leben, gern von ihrer Heimatverbundenheit sprechen und gera- de dadurch Empathie finden für Flüchtlinge. „Die Heimat verlässt niemand gern.“
Und dann ist da noch der Polizist, der davon spricht, wie der Umgang mit traumatisierten Flüchtlingsfamilien ihn mitnimmt. „Und dann gehst du heim und siehst deine Kinder. Und die haben alles, und die anderen nichts.“
Kino: „Die bauliche Maßnahme“, Österreich 2018, Regie: Nikolaus Geyrhalter, Start: 7. September.