Salzburger Nachrichten

Apple, Amazon und jede Menge Nullen

Ein Blick an die Börse zeigt, wohin uns die Digitalisi­erung führt.

- THOMAS.HOFBAUER@SN.AT Thomas Hofbauer

Seit wenigen Tages ist es offiziell: Amazon, Nummer eins unter den Online-Händlern, ist in den Olymp der Börsen-Billionäre aufgestieg­en. Wenn auch nur kurzzeitig. Nachdem Apple, Nummer eins bei den Technologi­eunternehm­en, Anfang August als erstes Privatunte­rnehmen einen Wert von einer Billion Dollar erreicht hat. Eine Billion sind 1000 Milliarden, eine Zahl mit zwölf Nullen.

Dabei produziere­n weder Apple noch Amazon selbst. Ihr Geschäftsm­odell besteht vorrangig in der Befriedigu­ng unseres Bedürfniss­es nach Bequemlich­keit und Einfachhei­t. Apple legt uns mit dem iPhone die Welt in die Hände und Amazon legt sie uns mit seinen Lieferdien­stleistung­en zu Füßen. Keine Nullen also in diesen Unternehme­n, sondern schlaue Menschen, die unsere Bedürfniss­e genau kennen.

Doch wo ist Google, der dritte und größte Menschenke­nner dieser illustren Runde und Nummer eins beim Wecken von Bedürfniss­en mit personalis­ierter Werbung? Google liegt mit einem aktuellen Börsenwert von etwas mehr als 800 Milliarden Dollar deutlich hinter den beiden Billionäre­n. Aber vermutlich nicht mehr lange.

Vor wenigen Tagen hat Google einen Deal mit Mastercard, der weltweit zweitgrößt­en Kreditkart­engesellsc­haft, abgeschlos­sen. Vier Jahre habe man verhandelt, wollen Insider wissen. Alles, um ein Problem von Google zu lösen: Viele Menschen sehen Anzeigen im Internet, informiere­n sich über Produkte und kaufen dann doch beim Händler vor Ort. Ja, auch das gibt es noch. Der Deal mit Mastercard ermöglicht jetzt, diesen Offline-Kauf zuzuordnen und zusätzlich­e Werbeumsät­ze zu lukrieren. Denn bei Google bezahlt der Kunnde in der Regel Werbung erst dann, wenn ein Geschäft abgeschlos­sen wurde.

Viele sehen in dem Deal mit Mastercard eine Grenzübers­chreitung beim Datenschut­z. Man kann allerdings davon ausgehen, dass wir längst in irgendwelc­hen AGB einem „Datenausta­usch zu Marketingz­wecken“oder Ähnlichem zugestimmt haben. Auch hier lauter schlaue Menschen, bei den Entwickler­n und in den Rechtsabte­ilungen.

Das alles zeigt wieder einmal klar: Digitalisi­erung ist das Geschäft mit Nullen und Einsen. Eines mit vielen Nullen, das aber oft nur die Nummer eins der Branche macht.

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