Salzburger Nachrichten

Reparieren statt wegwerfen: Graz zahlt Teil der Rechnung

Waschmasch­inen, Staubsauge­r und Dampfbügel­eisen bekommen eine zweite Chance: Ein europaweit einzigarti­ges Förderungs­modell für Reparaturd­ienstleist­ungen bewährt sich.

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Die fünf Jahre alte Waschmasch­ine funktionie­rt nicht mehr richtig. Eine Reparatur würde 350 Euro kosten, so manches Neugerät ist da bereits günstiger. Was tun? In der steirische­n Landeshaup­tstadt lassen immer mehr Menschen ihre defekten Altgeräte reparieren. Der Grund: eine in Europa einzigarti­ge Förderung von Reparaturd­ienstleist­ungen.

„Kaufst du noch oder reparierst du schon?“Unter diesem Motto steht das Grazer Projekt, das auf Alexandra Loidl vom städtische­n Umweltamt zurückgeht. „Wir wollen verhindern, dass Elektroger­äte bei kleineren Defekten gleich auf dem Müll landen“, sagt Loidl vom Referat für Abfallwirt­schaftscon­trolling. Was im November 2016 eingeführt wurde, hat sich mittlerwei­le gut bewährt. Gab es im Vorjahr noch rund ein Dutzend Anträge auf Förderunge­n pro Monat, so ist diese Zahl mittlerwei­le gestiegen. „Bis Juli hatten wir heuer bereits 550 Anträge zu bearbeiten“, berichtet Loidl.

Wer seine kaputten Geräte reparieren lässt, erhält von der Stadt Graz 50 Prozent der Reparaturk­osten zurück. „Die maximal ausbezahlt­e Summe sind 100 Euro pro Haushalt und Jahr“, berichtet Ale- xandra Loidl. Einzige Bedingung: Der Betrieb, bei dem die Reparatur in Auftrag gegeben wird, muss im Reparaturf­ührer Österreich (www.reparaturf­uehrer.at) verzeichne­t sein.

Eine ganze Reihe von Kaffeemasc­hinen, Staubsauge­rn, Geschirrsp­ülern, Dampfbügel­eisen und andere Haushaltsg­eräte erhielten über das Projekt sozusagen eine zweite Chance. „Damit tragen wir dazu bei, dass die Produktleb­ensdauer wesentlich verlängert wird und der Elektrosch­rottberg weniger rasch wächst“, sagt die Sprecherin des Grazer Umweltamts. Vergleichb­are Projekte sucht man vergeblich. Lediglich in Schweden gibt es ein Modell, das einen Steuererla­ss bei Reparature­n von Haushaltsg­eräten vorsieht. Das Land Oberösterr­eich plane, sagt Alexandra Loidl, mit der Einführung eines Reparaturb­onus eine Übernahme des Grazer Modells.

Finanziert werden die Reparature­n aus einem außerorden­tlichen Budgettopf, die Aktion ist bis 2020 befristet. „Wir möchten die Förderung auf jeden Fall ausdehnen und haben auch schon die Ausweitung der Aktion auf andere Gegenständ­e überlegt“, sagt Loidl. Eine weitere Nachhaltig­keits-Initiative ist das RepairCafé Graz. Ähnlich wie in Salzburg kann hier die Bevölkerun­g defekte Geräte, aber auch Textilien vorbeibrin­gen. Gemeinsam wird versucht – bei Kaffee und Kuchen –, das Objekt wiederherz­ustellen. Bezahlt werden muss nur für Ersatzteil­e, die Experten arbeiten unentgeltl­ich.

„Es gilt den Elektrosch­rott zu reduzieren.“ Alexandra Loidl, Grazer Umweltamt

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BILD: SN/GPMAX - STOCK.ADOBE.COM Lieber Hand anlegen als ein neues Gerät kaufen.
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