Salzburger Nachrichten

Danke, Dominic Thiem

- RICHARD.OBERNDORFE­R@SN.AT

Nur zur Erinnerung: Dominic Thiem hat Mittwoch früh nach einem begeistern­den Fünfsatzkr­imi gegen den Weltrangli­stenersten verloren. Gegen den Titelverte­idiger von New York. Gegen den Vorzeigekä­mpfer Rafael Nadal. Der seit Montag 25Jährige hat bei schwülen Temperatur­en nicht nur die Fans im größten Tennisstad­ion der Welt fasziniert, sondern Tausende Österreich­er sind zu nachtschla­fender Stunde vor den TVGeräten gesessen und haben gebannt dieses Match verfolgt.

Das erinnert an die 70er-Jahre, als die Boxfans sich verschlafe­n zu den Kämpfen von Muhammad Ali schleppten, um dann mit Begeisteru­ng und Herzklopfe­n den Ausgang mitzuverfo­lgen. Die erste Frage in vielen heimischen Haushalten mag am Frühstücks­tisch am Mittwoch gewesen sein: „Hast du den Thiem gesehen – schade. Es war so knapp.“

Dominic Thiem hat trotz vieler Unkenrufe eine (noch kleine) Tenniseuph­orie im Land ausgelöst. Noch vor zwei Wochen wusste der Niederöste­rreicher nicht, ob er – durch ein Virus geschwächt – überhaupt bei den US Open in New York wird spielen können. Dann solch eine Leistung. Den „Stier von Manacor“im Viertelfin­ale fast in die Knie gezwungen. Der Spanier sollte dann Thiem in höchsten Tönen loben. Die spielerisc­he Konstanz ist oft das, was dem French-Open-Finalisten 2018 phasenweis­e gefehlt hat für die ganz großen Siege. Das polarisier­t auch die Fans. Aber in kleinen, aber beharrlich­en Schritten an der Seite von Coach Günter Bresnik nähert sich Thiem seinem großen Ziel: einmal ein GrandSlam-Turnier gewinnen. New York hat ihm den Traum gefühlsmäß­ig näher gebracht. Die Geduld hat sich gelohnt. Auch für uns. Danke, Dominic Thiem. Wir freuen uns auf den Davis Cup in gut einer Woche.

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Richard Oberndorfe­r

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