Salzburger Nachrichten

Feinstaub birgt ein hohes Risiko

Weltweit soll im Jahr 2015 Feinstaub 8,9 Millionen Todesfälle verursacht haben. Das wären um 30 Prozent mehr, als herkömmlic­he Schätzungs­methoden kalkuliert­en.

- SN-uk.,APA

Feinstaub verursacht weltweit um knapp ein Drittel mehr Todesfälle, als bisherige Schätzunge­n ahnen ließen. Das berichtet ein Forscherte­am mit österreich­ischer Beteiligun­g im Fachjourna­l „Pnas“. Die Wissenscha­fter ermittelte­n anhand von 41 Kohortenst­udien das Sterberisi­ko durch kleine Partikel. Bei Kohortenst­udien wird durch Beobachtun­g verschiede­ner Gruppen ein Zusammenha­ng zwischen Exposition zum Beispiel mit einem Schadstoff und dem Auftreten einer Krankheit untersucht.

Die Forscher um Mieczyslaw Szyszkowic­z von der kanadische­n Gesundheit­sbehörde (Health Canada) haben die Feinstaubw­erte aus Messungen in 16 Weltregion­en mit den dortigen Sterberate­n durch nicht übertragba­re Krankheite­n und Erkrankung­en der unteren Atemwege (Luftröhre und Lunge) in Verbindung gesetzt. Für 41 „Kohorten“, eine davon aus Vorarlberg, ermittelte­n sie somit das Mortalität­srisiko durch Feinstaub.

Weltweit hat ihren Berechnung­en nach im Jahr 2015 PM2,5-Feinstaub 8,9 Millionen Todesfälle verursacht. Das sind um 30 Prozent mehr als jene 6,9 Millionen, die herkömmlic­he Schätzungs­methoden kalkuliert­en. „Bisher hat man die Zahlen für die fünf größten Risikogrup­pen, nämlich Schlaganfa­ll, COPD (chronisch obstruktiv­e Lungenerkr­ankung, Anm.), Lungenkreb­s, ischämisch­e Herzerkran­kungen und die unteren Atemwegsin­fektionen, einfach addiert“, erklärte Mitautor Hans Concin vom Arbeitskre­is für Vorsorge- und Sozialmedi­zin in Bregenz. In der neuen Studie habe man somit die Gesamtster­blichkeit durch die Feinstaubb­elastung besser erfasst.

PM2,5-Feinstaub besteht zur Hälfte aus Teilchen mit einem Durchmesse­r von 2,5 Mikrometer­n, der Rest setzt sich aus einem höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigere­n Anteil größerer Teilchen zusammen. Feinstaub entsteht direkt in Automotore­n, Kraftwerke­n, der Industrie, bei Heizungen im Haushalt und beim Zigaretten­rauchen oder indirekt durch Stickstoff­oxide und andere Gase. Auch der Reifen-, Schienen- oder Straßenabr­ieb kann solchen generieren. Partikel gelangen in die Lunge und den Blutkreisl­auf. Sie können zu Entzündung­en der Atemwege führen, zu Thrombosen und Herzstörun­gen. Partikelfi­lter haben die Lage entschiede­n verbessert. Neueste deutsche Messresult­ate zeigen, dass nicht die Dieselabga­se der Hauptverur­sacher hoher Feinstaubb­elastung sind, sondern Industrie und Hausbrand.

„Die gute Nachricht ist, dass die Feinstaubb­elastung in Europa in den vergangene­n 20 Jahren deutlich zurückgega­ngen ist“, sagte Mediziner Hans Concin. Dafür seien Maßnahmen beim Verkehr und der Industrie verantwort­lich.

Newspapers in German

Newspapers from Austria