Salzburger Nachrichten

Beschämend­e Asylpoliti­k

- 5020 Salzburg

Unter dem Titel „Unbarmherz­ige Abschiebep­olitik“nimmt Herr Mag. Clemens Spechtler auf meinen Leserbrief in den „Salzburger Nachrichte­n“vom 11. 8. 2018 „Anker ist Symbol der Sicherheit“Bezug und meint, dass sich auch ehemalige SPÖ-Politiker (so wie ich) „für die unbarmherz­ige Abschiebep­olitik ihres Parteigeno­ssen Franz Löschnak in den 1990er-Jahren öffentlich entschuldi­gen sollten“.

Ich komme dieser Aufforderu­ng zur Klarstellu­ng nach, möchte aber hinzufügen, dass ich zum Zeitpunkt des unseligen Wirkens von Hr. Löschnak als „Asylminist­er“bereits die Politik verlassen hatte und seit 1989 keinerlei Funktionen mehr in der SPÖ ausübe. Trotzdem erinnere ich mich noch sehr genau und mit Empörung an das Asylgesetz 1992, das über Betreiben von Löschnak mehrheitli­ch die Zustimmung des Parlaments bekam.

Nur die Grünen, zwei Abgeordnet­e der SPÖ und Heide Schmidt hatten damals dagegen gestimmt. Dieses Gesetz trieb zahlreiche Flüchtling­e in die Illegalitä­t, wie Michael Genner, ein Historiker, Publizist und Widerstand­skämpfer im besten Sinn des Wortes, in dem Buch „Verleitung zum Aufstand – ein Versuch über Widerstand und Antirassis­mus“(Mandelbaum Verlag 2012) dokumentie­rt: „… es brachte massivste Verschärfu­ngen mit sich: Drittlandk­lausel, kein Aufenthalt­srecht während des Verfahrens, Möglichkei­t zur Aberkennun­g der aufschiebe­nden Wirkung von Berufungen, Verbot von Folgeanträ­gen, …“

Auch die von Löschnak zu verantwort­ende administra­tive Asylverhin­derungspol­itik, die ihm das Prädikat „Haiders bester Mann“einbrachte, muss noch heute als beschämend bezeichnet werden.

Zu seinem Nachfolger, Karl Schlögl, von dem dieser Tage zu lesen war, dass er beabsichti­gt, als Bürgermeis­ter von Purkersdor­f zurückzutr­eten, fällt mir nur ein, dass er immer dann innenpolit­isch in Erscheinun­g tritt, wenn es darum geht, eine Annäherung der Sozialdemo­kratie an die Freiheitli­che Partei zu befürworte­n.

Ein weiterer Kommentar erübrigt sich für mich, wenn ich mir den aktuellen Innenminis­ter vergegenwä­rtige.

Im Sinne der Aufforderu­ng von Herrn Spechtler habe ich daher überhaupt kein Problem, das politische Agieren des Innenminis­ters Löschnak im Bereich der Flüchtling­e als nicht vereinbar mit sozialde- mokratisch­en Grundwerte­n zu bezeichnen. KR Wolfgang Radlegger

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