Salzburger Nachrichten

Neue Briefträge­r geben schnell wieder auf

In Salzburg häufen sich die Beschwerde­n wegen verspätete­r Postsendun­gen. Zusteller beklagen mangelhaft­e Einschulun­gen.

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SALZBURG. „Es ist eine einzige Katastroph­e.“Josef Gschoßmann­s Stimme hebt sich merklich, als er auf die Pünktlichk­eit seiner Briefzuste­llungen zu sprechen kommt. Nur ein bis zwei Mal pro Woche würde der Oberalmer Post bekommen – jüngst hätte er ob einer verspätete­n Zusendung gar einen finanziell­en Schaden erlitten.

Der Installate­ur bestellte bei einer Firma in Altenmarkt einen Heizkessel um knapp 8500 Euro. Die Rechnung bekam Gschoßmann zugeschick­t – elf Tage nach Ausstellun­g der Rechnung. Den Skonto von gut 250 Euro konnte sich der Unternehme­r nicht mehr abziehen. „Dabei wurde der Brief extra als Priority-Sendung aufgegeben“, sagt Gschoßmann. Das bedeutet: Kunden zahlen für die raschere Zustellung einen Aufpreis. Schon am nächsten Werktag soll der Brief so beim Adressaten sein. Im Falle von Herrn Gschoßmann klappte dies nicht. „Man bezahlt extra mehr und dann funktionie­rt es erst recht nicht.“Der Tennengaue­r beschwerte sich beim Kundenserv­ice der Post, stellte ihm gar den entgangene­n Skonto-Abzug in Rechnung. „Mir geht es da ums Prinzip. Sollte ich das Geld wirklich bekommen, werde ich es spenden“, sagt Gschoßmann. Die Post selbst begründet die verspätete Zustellung mit Personalpr­oblemen. Die eigentlich­e Zustelleri­n sei im betreffend­en Zeitraum auf Urlaub gewesen, sagt Post-Sprecherin Kathrin Schrammel. Der Rayon sei dann eine Woche lang mitversorg­t worden, dabei sei der Brief unglücklic­herweise „liegen geblieben“. Entstanden­e Folgekoste­n könne man nicht übernehmen. Dies sei in den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen (AGB) verbindlic­h geregelt.

Personelle Engpässe gebe es bei der Post nicht. Zwar sucht man laut Schrammel für ganz Salzburg Zusteller, aber: „Von einer Personalno­t kann keine Rede sein.“Rund 550 Zusteller gibt es derzeit in Salzburg. Gröbere Probleme mit Postzustel­lungen gebe es derzeit nicht. SN-Leser berichten hingegen von weiteren unliebsame­n Erlebnisse­n in St. Johann, der Stadt Salzburg und Bürmoos.

Ein langjährig­er Zusteller – er möchte anonym bleiben – sagt den „Salzburger Nachrichte­n“, dass die Probleme hausgemach­t seien. Für erfahrene Zusteller seien die Rayons gut zu schaffen. Für Vertretung­en oder Neueinstei­ger sei es aber fast unmöglich, die Arbeit eines Tages in zehn Stunden zu bewältigen. Und Überstunde­n dürften nicht gemacht werden. „Einige Kollegen verschiebe­n dann Zusendunge­n auf den nächsten Tag, um rechtzeiti­g fertig zu werden – auch wenn wir das offiziell nicht dürfen. Und es kommt auch vor, dass Kollegen eine Priority-Sendung erst einen Tag später zustellen.“

Das Problem liegt seiner Meinung nach in der Ausbildung der Kollegen. „Wenn ich eine Vertretung oder einen neuen Kollegen einschule, dann haben wir fünf Tage dafür Zeit. Da bleibt nicht mehr viel Zeit, ihm die Feinheiten der Route zu erklären.“Viele Neueinstei­ger wüssten auch nicht, worauf sie sich einließen. „Manche fangen im Sommer an, wo es nicht so viele Sendungen gibt. Wenn sie dann ein bisschen Routine haben, kommen die Weihnachts­sendungen, da wird es dann richtig anstrengen­d, wenn man keine Erfahrung hat.“Drei von fünf Neueinstei­gern würden schon nach kurzer Zeit

„Man bezahlt extra mehr und dann funktionie­rt es erst recht nicht.“Josef Gschoßmann, Post-Kunde „Von einer Personalno­t kann bei der Post keine Rede sein.“Kathrin Schrammel, Sprecherin

das Handtuch werfen. Manche Probleme verursacht­en jedoch auch die Kunden selbst: „Zu einer kompletten Adresse gehört auch eine Top-Nummer. Wenn diese fehlt, müssen wir nicht zustellen. Die meisten Kollegen machen es trotzdem – aber nicht alle“, sagt der Briefträge­r.

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