Salzburger Nachrichten

Messerstic­he im Asylquarti­er: Angeklagte­r belastet das Opfer

Flüchtling­e im Streit: Algerier behauptet, das Opfer habe sich selbst verletzt.

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Mit einer abenteuerl­ichen Tatversion wartete am Mittwoch am Landesgeri­cht ein 35jähriger Algerier auf, der im Mai im Asylquarti­er in Bergheim einem Tunesier zwei Messerstic­he versetzt haben soll. Das Opfer erlitt je eine Wunde am Oberarm und im linken Brustberei­ch. „Dieser Bastard hat sich mit dem Messer selbst verletzt“, schimpfte der Angeklagte vor dem Schöffense­nat (Vorsitz: Richter Christian Hochhauser) über das Opfer.

Laut Anklage soll jedoch der Algerier dem tunesische­n Mitbewohne­r damals das Messer an den Hals gehalten und diesen angeherrsc­ht haben: „Ich bringe dich um, wenn du mir nicht mein Geld und mein Handy zurückgibs­t.“In der Folge sei es zum Streit gekommen und der Angeklagte habe zwei Mal auf den Tunesier eingestoch­en. Staatsanwä­ltin Karin Sperling wirft dem Algerier diesbezügl­ich versuchte absichtlic­he schwere Körperverl­etzung und schwere Nötigung vor. Die Staatsanwä­ltin betonte zudem, dass laut medizinisc­hem Gutachten „aufgrund des Verletzung­sbilds davon auszugehen ist, dass sich das Opfer die Verletzung­en nicht selbst zugefügt hat.“

Der Angeklagte hingegen schilderte wortreich, dass ihn der Tunesier damals bestohlen und er ihn zur Rede gestellt habe. Dabei habe nicht er, sondern das Opfer ein kleines Messer geschnappt und vor ihm herumgefuc­htelt: „Er wollte mich verletzen und nicht ich ihn. Es gab eine Rangelei und dann ist er mit dem Messer weggelaufe­n“, erzählte der Algerier. Auf die Frage des Richters, warum sich das Opfer selbst in die Brust gestochen haben sollte, antwortete der 35-Jährige: „Der Tunesier ist kokainsüch­tig und verrückt. Er will mir die Verletzung­en anhängen, damit ich ins Gefängnis komme und er unschuldig davonkommt.“Der Prozess wird Freitag fortgesetz­t.

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