Rückenwind und Gegenwind
Was einem beim Radeln zwischen Alpen und Adria zur Energiepolitik einfällt.
Manchmal beneide ich Menschen, die so von ihrer Meinung überzeugt sind, dass sie nie auf die Idee kämen, diese auch nur ansatzweise zu hinterfragen. Bei der Diskussion um die Windräder am Fanningberg gibt es fast nur solche. Die einen finden Windenergie prinzipiell gut, nur bei uns halt auf keinen Fall, und die anderen wollen ohne Wenn und Aber die Vorreiter einer klimaschonenden Energiepolitik sein.
Ich tu mir da nicht so leicht. Es gibt sehr viele Details, von der Frage, ob die existierenden Leitungen stark genug sind, um die erzeugte Leistung abtransportieren zu können, über Vogel- und Sichtflugrouten und Baustellenzufahrten bis hin zur Gefahr durch Eiswurf im Winter, und man bekommt von Fachleuten oft völlig gegensätzliche Expertisen. Und dann geistert natürlich die Frage durch den Hinterkopf: Warum ausgerechnet nur im Lungau und sonst nirgends? Warum nicht auch da, wo viel mehr Energie verbraucht wird?
Im Endeffekt spitzt es sich auf ein vermeintliches Gegensatzpaar zu: Gewohnte Optik gegen klimaschonende Energiegewinnung. Und da gilt es jetzt abzuwägen. Auf die Optik zu setzen ist wohl die kurzfristig opportunere und bequemere, auf Generationen gesehen in Zeiten des Klimawandels aber die weit egoistischere Vorgangsweise. Denn eines ist klar: Irgendwie müssen wir den steigenden Energiebedarf im Winter, wenn saubere Wasser- und Sonnenkraft schwächeln, decken – im Moment geschieht dies mit importiertem Atomstrom. Wenn wir ganz mutig wären, könnten wir langfristig denken und im Endeffekt sogar unsere Tourismusanlagen damit bewerben, dass sie als einzige mit klimaneutraler und atomfreier Energie betrieben werden. Aber mutig sind wir ja eher selten bis nie, oder?