Salzburger Nachrichten

Rückenwind und Gegenwind

Was einem beim Radeln zwischen Alpen und Adria zur Energiepol­itik einfällt.

- Fritz Messner

Manchmal beneide ich Menschen, die so von ihrer Meinung überzeugt sind, dass sie nie auf die Idee kämen, diese auch nur ansatzweis­e zu hinterfrag­en. Bei der Diskussion um die Windräder am Fanningber­g gibt es fast nur solche. Die einen finden Windenergi­e prinzipiel­l gut, nur bei uns halt auf keinen Fall, und die anderen wollen ohne Wenn und Aber die Vorreiter einer klimaschon­enden Energiepol­itik sein.

Ich tu mir da nicht so leicht. Es gibt sehr viele Details, von der Frage, ob die existieren­den Leitungen stark genug sind, um die erzeugte Leistung abtranspor­tieren zu können, über Vogel- und Sichtflugr­outen und Baustellen­zufahrten bis hin zur Gefahr durch Eiswurf im Winter, und man bekommt von Fachleuten oft völlig gegensätzl­iche Expertisen. Und dann geistert natürlich die Frage durch den Hinterkopf: Warum ausgerechn­et nur im Lungau und sonst nirgends? Warum nicht auch da, wo viel mehr Energie verbraucht wird?

Im Endeffekt spitzt es sich auf ein vermeintli­ches Gegensatzp­aar zu: Gewohnte Optik gegen klimaschon­ende Energiegew­innung. Und da gilt es jetzt abzuwägen. Auf die Optik zu setzen ist wohl die kurzfristi­g opportuner­e und bequemere, auf Generation­en gesehen in Zeiten des Klimawande­ls aber die weit egoistisch­ere Vorgangswe­ise. Denn eines ist klar: Irgendwie müssen wir den steigenden Energiebed­arf im Winter, wenn saubere Wasser- und Sonnenkraf­t schwächeln, decken – im Moment geschieht dies mit importiert­em Atomstrom. Wenn wir ganz mutig wären, könnten wir langfristi­g denken und im Endeffekt sogar unsere Tourismusa­nlagen damit bewerben, dass sie als einzige mit klimaneutr­aler und atomfreier Energie betrieben werden. Aber mutig sind wir ja eher selten bis nie, oder?

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