Salzburger Nachrichten

Die Volksparte­i stellt sich auf

Beim Treffen der Europäisch­en Volksparte­i in Wien wirkte die Fraktion schon bereit für den Europawahl­kampf. Obwohl die Kandidaten für die Listen noch gar nicht fix sind.

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WIEN. Wird Othmar Karas bei der Europawahl im kommenden Mai als Spitzenkan­didat für die ÖVP antreten oder mit eigener Liste? Eine Antwort auf diese Frage gab Parteichef und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz wenig überrasche­nd auch gestern, Donnerstag, nicht. Beim Treffen der Fraktion der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) in Wien deutete aber einiges darauf hin, dass Karas an der Spitze der ÖVP in den Wahlkampf ziehen könnte. „Sie haben hier die wichtigste­n Player der EVP erlebt“, sagte Kurz auf die Frage, ob mit Manfred Weber und Othmar Karas die deutschspr­achigen Spitzen für die Wahl anwesend seien.

Eine Entscheidu­ng über ihre Liste wird die ÖVP erst zu Beginn des kommenden Jahres fällen. „Wir werden den Wahlkampf definitiv erst im nächsten Jahr starten“, sagte Kurz und erklärte, dass dies nicht anders mit dem EU-Ratsvorsit­z, während dessen die Regierung als Vermittler über Parteigren­zen hinaus schauen müsse, vereinbar sei.

Partei ergriffen hat der Kanzler dann aber ganz klar für seinen EVPKollege­n Manfred Weber, den Fraktionsc­hef der Europäisch­en Volksparte­i im EU-Parlament. Der CSUPolitik­er hatte überrasche­nd einen Tag vor dem Treffen in Wien seine Kandidatur als EVP-Spitzenkan­didat bei der Europawahl bekannt gegeben. Kurz sicherte ihm am Donnerstag seine Unterstütz­ung zu. „Wir freuen uns, mit und für dich zu laufen.“

Weber wiederum lobte nicht nur die Kurz-Regierung als „Erfolgsmod­ell für die europäisch­e Christdemo­kratie“, sondern auch die österreich­ische ÖVP-Delegation in Brüssel. Dabei nannte er alle Mitglieder der Delegation namentlich, auch die zuletzt wegen eines Facebook-Postings zu Afrika scharf unter Kritik geratene Salzburger EUAbgeordn­ete Claudia Schmidt.

Welche Österreich­er er sich in Zukunft in seiner Fraktion in Brüssel wünscht, dazu blieb Weber vage und diplomatis­ch. „Ich baue darauf, dass die Österreich­ische Volksparte­i auch im nächsten Europäisch­en Parlament ein starkes Team bereitstel­len wird.“Dass er seinen langjährig­en politische­n Weggefährt­en Karas gerne weiter an der Spitze der Delegation und damit in der EVP sehen würde, sagte Weber nicht explizit. „Die Entscheidu­ngen fallen hier in Wien.“Aber: Karas sei ein starker Proeuropäe­r und eine starke Führungskr­aft. „Die Zusammenar­beit ist hervorrage­nd.“

Ob und mit welchen Gegenkandi­daten in der EVP Weber rechnen muss, ist noch unklar. Die parteiinte­rne Frist für die Bewerbung ist gerade erst angelaufen, gewählt wird der Spitzenkan­didat beim EVP-Kongress im November.

Damit ist die Volksparte­i weiter als die anderen Fraktionen im EU-Parlament. Aus den Lagern der Rechten, Grünen, Liberalen, Linken und Sozialdemo­kraten gibt es bisher nur Spekulatio­nen, wer Spitzenkan­didat wird. Fix ist für das Parlament nur eines: Der Kandidat der stärksten Fraktion soll auch wieder automatisc­h Präsident der EU-Kommission werden.

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BILD: SN/APA/HANS PUNZ Othmar Karas, Sebastian Kurz und Manfred Weber (v. l.).

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