Salzburger Nachrichten

Und am Ende gibt’s Pensionskü­rzungen?

Versicheru­ngsbeiträg­e sollen gesenkt werden. Werden die Spielräume dafür nicht erarbeitet, ist das zweischnei­dig.

-

Die Regierung hat ein Problem: Sie will auch Bezieher kleiner Einkommen entlasten. Steuerlich geht das jedoch nicht mehr. Das zeigt die Integriert­e Lohn- und Einkommens­teuerstati­stik: Fast zweieinhal­b Millionen Menschen verdienen weniger als 15.000 Euro im Jahr. Sie bilden das „untere Drittel“und müssen ohnehin kaum Steuern abliefern. Eine spürbare Entlastung ist in ihrem Fall also nicht einmal mehr theoretisc­h möglich. Will man, dass ihnen trotzdem mehr übrig bleibt, muss man anderswo ansetzen. Und zwar bei den Sozialvers­icherungsb­eiträgen, wie Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) im „Kurier“bestätigt hat. Zumindest diese Beiträge fallen noch ins Gewicht.

Bei einer Teilzeitbe­schäftigte­n, die sich mit einem Bruttojahr­eseinkomme­n von 15.000 Euro begnügen muss, beträgt die Lohnsteuer gerade einmal 73,22 Euro. Allein der Dienstnehm­erbeitrag zur Sozialvers­icherung ist 30 Mal größer, er macht 2246,58 Euro aus. Das ist verhältnis­mäßig viel Geld für diese Frau: Die Hälfte weniger und sie hätte einen ganzen Nettolohn dazugewonn­en. Anderersei­ts könnte es sich aber bitter rächen für sie, wenn sie letzten Endes auch weniger Sozialvers­icherungsl­eistungen ausbezahlt bekommt.

Vonseiten der Politik ist es ein gerechtfer­tigtes Anliegen, dafür zu sorgen, dass alle möglichst wenig „ins System“einzahlen müssen. Das zwingt diese Politik aber auch dazu, klar und deutlich zu sagen, wie es mit diesem System weitergehe­n soll.

Die Regierung ist das bisher schuldig geblieben. Und das, obwohl sie sich schon an die ersten Beitragsse­nkungen gemacht hat: Arbeitslos­enversiche­rungsbeitr­äge wurden gesenkt. In guten Zeiten wie diesen bleibt das ohne spürbare Folgen. Was aber, wenn die Arbeitslos­igkeit wieder steigt? Bei der Unfallvers­icherung werden die Arbeitgebe­r entlastet. Hier kommt es zu einer Scheinlösu­ng: Damit die AUVA mit weniger Einnahmen auskommen kann, sollen ihr Ausgaben abgenommen und an die Krankenver­sicherunge­n übergeben werden. Wie diese damit umgehen sollen, ist offen, zumal sie selbst ja auch noch von eigenen Beitragsse­nkungen betroffen sein könnten.

Ähnliches ist für die Pensionsve­rsicherung möglich, die zu einem erhebliche­n Teil ohnehin schon von Steuergeld­ern abhängig ist. Leistungsk­ürzungen wären hier unausweich­lich: Wird weniger eingezahlt, kann nur noch entspreche­nd weniger ausbezahlt werden. So einfach ist das. Es sei denn, es werden begleitend­e Reformen durchgefüh­rt, die zum Beispiel dafür sorgen, dass das Pensionsal­ter kräftig steigt und sich die Kostenrech­nung somit auch in Zukunft irgendwie ausgehen kann. Aber davon ist bisher keine Rede. Und das ist bedrohlich. WWW.DIESUBSTAN­Z.AT

 ??  ?? Johannes Huber
Johannes Huber

Newspapers in German

Newspapers from Austria