Salzburger Nachrichten

60 Millionen Euro für dürregepla­gte Bauern

Ein Hilfspaket soll rasch helfen und die Eigenvorso­rge über Versicheru­ngen attraktive­r machen.

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„Die Schäden sind deutlich größer, als man sieht.“Josef Moosbrugge­r, Präsident der Landwirtsc­haftskamme­r Österreich, will erst gar keine Zweifel aufkommen lassen, dass die betroffene­n Bauern das Hilfspaket der Bundesregi­erung dringend brauchen. Das präsentier­te er am Donnerstag gemeinsam mit Agrarminis­terin Elisabeth Köstinger und Bauernbund­präsident Georg Strasser bei der Agro-TierMesse in Wels. „Seit dem Sommer wächst in vielen Regionen weder Gras noch kann etwas geerntet werden“, sagt Moosbrugge­r. Nicht nur die Grünlandba­uern leiden und mussten sogar ihre Viehbestän­de reduzieren, weil ihnen das Futter ausging. Auch Ackerbauer­n kämpfen mit Ertragsein­bußen und auch im Wald sind die Schäden nicht mehr übersehbar. Zudem plagen als Folge der Trockenhei­t die Bauern in immer größerem Maß Schädlinge, die bislang kaum Probleme machten. Im Osten Österreich­s fraß der Rüsselkäfe­r im Frühjahr mehr als 10.000 Hektar Zuckerrübe­nfelder kahl. Für viele Grünlandba­uern sind Engerlinge zur Plage geworden, weil sie auf der Wiese nichts mehr wachsen lassen, und in vielen Wäldern tobt der Borkenkäfe­r in einem bisher nicht gekannten Ausmaß. Schon in den vergangene­n Monaten schnürte das Landwirtsc­haftsminis­terium kleinere Hilfspaket­e mit einem Gesamtvolu­men von neun Mill. Euro. Nun will man den Bauern mit einem zusätzlich­en 60-Millionen-Euro-Paket unter die Arme greifen. Jeweils rund 20 Mill. Euro sollen besonders betroffene­n Grünlandba­uern in Form von direkten Nothilfezu­schüssen und Waldbauern als Zuschuss für Wiederauff­orstungen zugutekomm­en. Um rund 13 Mill. Euro, die sich Bund und Länder teilen, sollen die Zuschüsse für Versicheru­ngen gegen Elementarr­isiken wie Dürre, Hagel und Unwetter erhöht werden. Neu eingeführt werden soll eine eigene Tierausfal­lversicher­ung, für die elf Mill. Euro veranschla­gt sind. Darüber hinaus will man auch Rückzahlun­gen für Agrarkredi­te stunden sowie einen eigenen Agrarsonde­rkredit „Trockenhei­t“für besonders betroffene Betriebe auflegen.

Für die Bauern bleibt die Unterstütz­ung dennoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein die Schäden für Grünlandba­uern beziffert die Hagelversi­cherung mit mehr als 300 Mill. Euro. Zu viel dürfen sie sich daher nicht erwarten. Angesichts der regional oft sehr unterschie­dlichen Situation ist die Verteilung der Gelder eine große Herausford­erung. Die Spitzen der Agrarwirts­chaft wollen daher keine allzu großen Hoffnungen nähren. „Rasch helfen können wir nur besonders stark betroffene­n Bauern.“

Köstinger, Strasser und Moosbrugge­r ist klar, dass Notmaßnahm­en, wie sie das aktuelle Hilfspaket enthält, angesichts des Klimawande­ls keine langfristi­ge Lösung für die Probleme der Bauern sein können. „Wir legen daher auch besonderen Wert auf Maßnahmen zur Vorsorge für die Zukunft“, sagte Köstinger. „Insbesonde­re die Erhöhung der Zuschüsse für die Versicheru­ngen soll es für Bauern attraktive­r machen, selbst vorzusorge­n.“

„In Zukunft wird Vorsorge wichtiger.“Elisabeth Köstinger, Agrarminis­terin

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