Zwei gestählte Veteranen der Blütezeit von Hollywood
Alterswerke der Hollywood-Doyens Steven Spielberg und Clint Eastwood erscheinen parallel im Heimkino. Anlass für eine Analyse ihres Schaffens.
Hollywoods Wunderkind ist in die Jahre gekommen. Steven Spielberg zählt mittlerweile stattliche 71 Lenze. Der andere große alte Mann der Filmmetropole, der freilich nie im Verdacht stand, jugendlicher Held zu sein, heißt Clint Eastwood. Er feierte kürzlich seinen 88. Geburtstag.
Beiden gemeinsam ist, dass sie immer noch Filme herausbringen, als seien sie im besten Alter. Diese Woche erscheint im Heimkino zufällig je ein neuer Film von beiden: Spielbergs „Ready Player One“und Eastwoods „15:17 to Paris“.
Steven Spielberg aus Cincinnati, Ohio, war in nur sechs Filmen Schauspieler, hat aber mit 21 Jahren seine Regiekarriere gestartet und schon 26-jährig mit dem „Weißen Hai“begonnen, Filmgeschichte zu schreiben – zunächst mit der „Indiana Jones“-Reihe und „E. T.“, dem freundlichen Außerirdischen. Später bestätigte er seinen Ruhm mit „Jurassic Park“, „Schindlers Liste“, „Minority Report“und als Produzent mit den TV-Mehrteilern „The Pacific“und „Band of Brothers“– um nur einige wenige zu nennen.
Clint Eastwoods Weg war ein anderer: Er begann mit Nebenrollen in Fernsehserien, ehe seine Personifizierung des einsamen Wolfs besonders in Gestalt eines Cowboys oder Actionhelden für Furore sorgte. Der Kalifornier aus San Francisco hatte das Glück, dass Sergio Leone in Geldnöten war und er für seinen Western „Für eine Handvoll Dollar“keinen Star verpflichten konnte. Clint Eastwood kam gerade richtig. Fortan stürmten die beiden auf der Italowestern-Welle von Kassenschlager zu Kassenschlager.
Mit der Figur eines ruchlosen Polizisten mit dem Spitznamen „Dirty Harry“setzte Eastwoods zweite Karriere in Hollywood ein. Schon in den 1970ern erschien der Name Eastwood nicht mehr (nur) zu Be- ginn, sondern (auch) am Ende des Vorspanns – auf dem Platz des Regisseurs. Der Jazzfan Eastwood setzte seiner Leidenschaft mit dem Filmdrama „Bird“über den Saxofonisten Charlie Parker ein Denkmal (Hauptrolle: Forest Whitaker), ehe er ab den 1990er-Jahren nur noch unter eigener Regie auftrat – in Klassikern wie „In the Line of Fire“, „Erbarmungslos“oder „Million Dollar Baby“.
Schauspielerisch machte der späte Eastwood weniger ausgeprägte mimische Wandlungsfähigkeit durch eine Präsenz wett, die selten ein Schauspieler der Filmgeschichte erreicht hat. Ein schauspielerisches Charisma, wie es etwa der zunächst ebenfalls im Heldenfach (des „007“James Bond) groß gewordene Sean Connery entwickelt hat, blieb ihm freilich verwehrt. Gerade in seinem jüngsten Film „15:17 to Paris“zeigt der überaus patriotische Eastwood, dass er im Gegensatz zu Spielberg für eine Katharsis kein Pathos benötigt.