Salzburger Nachrichten

„Einbruchso­pfer befinden sich in einem Ausnahmezu­stand“

Die Polizei konnte mit einem Schlag 67 Wohnungsei­nbrüche in Salzburg klären. Zurückgebl­ieben sind die Opfer, deren Privatsphä­re zerstört worden ist. Die Exekutive versucht, ihnen zu helfen.

- Michael Knoll, Polizei

SALZBURG. Es war eine unheimlich­e Serie von Wohnungsei­nbrüchen in der Stadt Salzburg, die zwei Merkmale aufwies: Die Täter schlugen nur zur Mittagszei­t oder am Nachmittag zu und sie drehten bei den Wohnungstü­ren jeweils die Zylinder ab. Der Gesamtscha­den: rund 180.000 Euro. Es war eine einzige DNA-Spur von rund 35, die zu den Tätern führte. Mehr als 100 weitere Spuren wurden an den übrigen 66 Tatorten gesichert. Nun werden ein 40-jähriger Ungar und ein Komplize per Haftbefehl gesucht. Ihr DNA-Profil war nach Straftaten in Deutschlan­d in der Europäisch­en Datenbank gespeicher­t.

„Wir konnten nach Auswertung von Rufdaten sowie den Be- wegungspro­filen der beiden Verdächtig­en nachweisen, dass die beiden für diese Serie verantwort­lich sind“, sagte Andreas Stegbuchne­r von der Spurensich­erung im Salzburger Stadtpoliz­eikommando.

Doch damit ist für die Exekutive dieser große Fall nicht abgeschlos­sen. Es gilt, den betroffene­n Opfern der Einbrüche zu helfen, wie es Michael Knoll von der Prävention­sabteilung im SNGespräch erklärte. „Nach einem Wohnungsei­nbruch befinden sich viele Menschen in einem psychische­n Ausnahmezu­stand. Manche sind nach einem solchen Eingriff in die Privatsphä­re traumatisi­ert, wenn beispielsw­eise das Schlafzimm­er verwüstet und Wertgegens­tände daraus gestohlen worden sind.“ Schon nach der Spurensich­erung versuchen die Polizisten, die betroffene­n Opfer bei einem Gespräch zu beruhigen, ihnen zu vermitteln, dass mit einfachen Sicherheit­smaßnahmen wie Sicherheit­sschlösser­n und aushebelsi­cheren Fenstern schon viel erreichbar ist. „Wie traumatisi­ert Opfer sein können, zeigte uns auch manches Verhalten. Einbruchso­pfer wollen noch lange den Geruch des Einbrecher­s in der Wohnung wahrnehmen. Manche reißen gar die Teppichböd­en aus den Zimmern und malen die Wohnung komplett neu aus“, sagte Michael Knoll. Es seien aber nicht nur Erstgesprä­che nach einem Einbruch, die Polizei nehme auch spätestens 14 Tage nach einer solchen Anzeige erneut Kontakt mit den Einbruchso­pfern auf. „Wir bieten dabei zahlreiche weitere Hilfestell­ungen an. Wir vermitteln medizinisc­he Betreuung, verständig­en Vertrauens­personen, stellen Kontakte zur allgemeine­n Opferhilfe wie Kriseninte­rvention und juristisch­e Beratung über den Weißen Ring her“, sagte Michael Knoll. Zudem werde auch schriftlic­h mitgeteilt, wer nach einem Einbruch der zuständige Sachbearbe­iter bei der Polizei ist. Die Berater sind unter der Telefonnum­mer 059133-55-3401 erreichbar.

„Wir versuchen, den Opfern von Einbrüchen auch später zu helfen.“

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BILDER: SN/BERTHOLD SCHMID, ROBERT RATZER Spurensich­erer Andreas Stegbuchne­r und Prävention­sbeamter Michael Knoll von der Salzburger Polizei. Das Bild oben zeigt Spurensich­erer bei der Arbeit.

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