Franco Foda
In den Testspielen überzeugte die ÖFB-Nationalmannschaft unter ihrem neuen Teamchef. Heute geht es für ihn in der Nations League bei Bosnien-Herzegowina erstmals um Punkte.
Franco Fodas Bilanz nach elf Monaten als österreichischer Fußballteamchef kann sich sehen lassen: sieben Spiele, sechs Siege, dazu nach dem Katzenjammer am Ende der Ära Marcel Koller eine neue Begeisterung für das Nationalteam entfacht.
Doch gemessen wird ein Teamchef an erfolgreichen Punktspielen und geschafften Qualifikationen für Endrunden. Bislang durfte Foda probieren, nun geht es auch um Punkte. Heute, Dienstag (20.45, live in ORF eins), nimmt es Österreichs Team in der neuen UEFA Nations League mit Bosnien-Herzegowina auf. Der Bewerb könnte zum Hintertürchen auf dem Weg zur EURO 2020 werden. Zudem würde das ÖFB-Team als Gruppensieger in die Riege der zwölf besten Teams Europas aufsteigen. Gerhard Öhlinger berichtet für die SN aus Zenica
Foda war deshalb im Vorfeld bemüht, die Wichtigkeit des Herbstbewerbs mit Spielen gegen die Bosnier und Nordirland hervorzustreichen: „Wir haben eine zusätzliche Chance auf die EURO. Und für das Image Österreichs wäre es sehr gut, in die A-Liga aufzusteigen.“Dort wären Duelle etwa mit Deutschland oder Frankreich möglich.
Mit Erfolgen unter anderem gegen renommierte Nationen wie Uruguay, Russland und Deutschland kann sich die bisherige Bilanz Fodas sehen lassen. Dennoch blieben viele Beobachter noch eher vorsichtig optimistisch: Es seien doch „nur“Freundschaftsspiele gewesen, manche Gegner vor der WM mit angezogener Handbremse unterwegs, die Deutschen – siehe WM-Vorrunden-Aus – auch nicht mehr so stark. Als nach dem 2:0 gegen Schweden vorigen Donnerstag der Hinweis auf die „B-Elf“der Skandinavier zu hören war, zeigte sich Foda etwas gekränkt: „Wir müssen unsere Erfolge nicht immer kleinreden.“Der Teamchef ließ sich nicht in die Karten blicken, ob er aufstellungstechnisch etwas ändern wird, wenn es ans Eingemachte geht. Unter seinen 20 Feldspielern gibt es kaum Qualitätsunterschiede, entsprechend vielfältig sind die Alternativen.
Ein Fehlstart würde Österreichs Chancen auf einen Sieg in der Nations-League-Gruppe bereits stark dezimieren. Die Bosnier haben bereits drei Punkte vom Auftakt in Nordirland. Zudem ist bei insgesamt nur vier Spielen kaum noch ein Nachbessern möglich. „Es macht nie Sinn, auf andere Mannschaften zu schauen. Man muss seine Aufgaben selbst lösen und seine Punkte holen“, sagte Foda. Er steht jedenfalls mindestens so unter Druck wie seine Vorgänger bei deren Bewerbsspiel-Premiere. Marcel Koller musste nach fünf Testspielen 2012 in der WM-Qualifikation gegen Deutschland ran. Im Ernst-Happel-Stadion gab es trotz starker Leistung ein 1:2. Didi Constantini sprang gegen Rumänien 2009 gleich ins kalte Wasser. Von der positiven Stimmung nach dem 2:1 gegen Rumänien (beide Tore: Erwin Hoffer) blieb danach nicht viel. Karel Brückner weckte bei einem 3:2 gegen Frankreich 2008 große Hoffnungen. Wenige Monate später war er bereits Ex-Teamchef. Josef Hickersberger konnte vor der Heim-EURO 2008 zwei Jahre lang testen, ehe beim Endrundenauftakt Kroatiens Luka Modric per Elfertor das 1:0 besiegelte. Hans Krankl ging nach vier Testspielen gegen Moldawien mit 2:0 siegreich in die EM-Qualifikation. Später waren aber Tschechien und die Niederlande deutlich zu stark. Otto Baric wurde 1999 nach einem 7:0 über San Marino rasch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Eine 0:5-Pleite gegen Israel zeigte das wahre Leistungsvermögen. Herbert Prohaska konnte als Nachfolger Ernst Happels 1993 nur ein Mal gegen Griechenland testen (2:1), ehe seine ÖFB-Elf in Paris gegen Frankreich mit Laurent Blanc, Didier Deschamps und Jean-Pierre Papin mit einem 0:1 in der WM-Qualifikation noch gut bedient war.