Salzburger Nachrichten

Fusion der Kaufhausri­esen ist René Benkos nächster Coup

Die Ketten Karstadt und Kaufhof sollen in einem Joint Venture von Signa und HBC aus Kanada zu Partnern werden.

- SN-gs, dpa, APA

Der Tiroler Investor René Benko und seine Signa Holding mischen die deutsche Handelslan­dschaft auf. Die Signa-Tochter Karstadt und der Konkurrent Kaufhof schließen sich zu einem neuen Warenhausr­iesen zusammen. Nach monatelang­en Verhandlun­gen wurde die Fusion am Dienstag offiziell, die Wettbewerb­shüter, vor allem das deutsche Bundeskart­ellamt, müssen den Deal aber noch prüfen. Benko hatte mehrfach versucht, Kaufhof zu übernehmen, war aber bei den Eigentümer­n (zuerst Metro, ab 2015 die kanadische Hudson’s Bay Company) abgeblitzt.

Die Fusion soll auch Einsparung­en bringen – etwa bei den Zentralen, im Einkauf und der Logistik. Doppelstan­dorte in deutschen Innenstädt­en könnten geschlosse­n werden. Beide Ketten stehen unter Druck, die Konkurrenz von Onlinehänd­lern macht ihnen zu schaffen.

Signa Retail wird 50,01 Prozent der Anteile an der neuen Holdingges­ellschaft halten und die kanadische Kaufhof-Mutter HBC 49,99 Prozent. Zum neuen gemeinsame­n Unternehme­n gehören die Galeria Kaufhof, die Karstadt Warenhaus GmbH, das gesamte Einzelhand­elsgeschäf­t von HBC Europe (Saks OFF 5TH, Galeria Inno in Belgien, Hudson’s Bay in den Niederland­en) und auch Karstadt Sports sowie der gesamte Lebensmitt­el- und Gastronomi­ebereich beider Unternehme­n. Der neue Warenhausr­iese verfügt künftig über 243 Standorte in europäisch­en Innenstadt­lagen und beschäftig­t insgesamt 32.000 Mitarbeite­r. Zudem werden zahlreiche Plattforme­n beider Konzerne für den Onlinehand­el zusammenge­führt. Zum Vergleich: Bei den heimischen Möbelhäuse­rn Kika/Leiner wackeln nach der Übernahme durch Signa um 600 Mill. Euro gerade bis zu 1000 der gut 5000 Jobs.

Fusioniert werden nun zwei Erzrivalen. Kaufhof mit Sitz in Köln blickt auf eine fast 140-jährige Geschichte zurück: 1879 eröffnete der Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund ein Textilgesc­häft und legte damit den Grundstein. Kaufhof gehört seit Oktober 2015 zum nordamerik­anischen Konzern HBC, der die Kette für 2,8 Mrd. Euro vom deutschen Handelsrie­sen Metro übernommen hatte.

Der 1881 von Rudolph Karstadt in Wismar gegründete Wettbewerb­er hat eine wechselhaf­te Historie hinter sich. 2009 schlittert­e Karstadt zusammen mit der damaligen Konzernmut­ter Arcandor (früher KarstadtQu­elle) in die Pleite. 2010 übernahm der Milliardär Nicolas Berggruen den Konzern, der ihn vier Jahre später um einen symbolisch­en Euro an Benko weiterreic­hte.

Benko führte Karstadt zurück in die Gewinnzone – mithilfe seines Handelsexp­erten Stephan Fanderl. Dieser setzte zunächst den Rotstift an, lichtete das Sortiment und setzt verstärkt auf eine lokale Ausrichtun­g der Warenhäuse­r. Nun soll der Manager auch den fusioniert­en Konzern sanieren.

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BILD: SN/APA/EPA/HANS KLAUS TECHT René Benko
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