Amer-Präsident sieht Skifabrik nicht in Gefahr
Auch im Fall einer möglichen Übernahme des Atomic-Mutterkonzerns Amer durch den chinesischen Sportartikelhersteller Anta sehe er keine Gefahr für den Standort der Skifabrik Altenmarkt. Das sagte der ehemalige Atomic-Geschäftsführer Michael Schineis, der seit Jahren Präsident der Wintersport-Division von Amer ist, den SN. Für die geplante Übernahme gibt es mehrere Bedingungen, ein offizielles Angebot liegt noch nicht vor. Viele namhafte österreichische Unternehmen haben mit chinesischen Eigentümern gute Erfahrungen gemacht.
ALTENMARKT. In der 4218 Einwohner zählenden Gemeinde ist die mögliche Übernahme von Atomic durch den chinesischen Konzern Anta Sports am Mittwochvormittag großes Thema. Erinnerungen an den Eigentümerwechsel nach dem Konkurs 1994 werden wach. Damals ging das Unternehmen von Alois Rohrmoser an Amer Sports. „Mit chinesischen Eigentümern verbinde ich Unsicherheit, vor allem für die Mitarbeiter. Möglicherweise gäbe es wieder Entlassungen“, sagt Sportartikel-Verkäuferin Susanne Oberthaler. Ähnliche Befürchtungen hat auch Schmuck- und Mineralienhändlerin Christine Schlager. „Der Standort Altenmarkt könnte ausgehungert werden, weil Österreich kein Billigstandort ist.“Atomic habe international einen guten Namen und sei daher gut für Altenmarkt und den Tourismus in der Region. „Es wäre schade, wenn wir das verlieren“, sagt die Unternehmerin.
Doch nicht nur negative Stimmen sind zu hören. Pensionist Werner Klausner findet: Global betrachtet müsse ein neuer Eigentümer aus China nicht unbedingt schlecht sein – wenn die Arbeitsplätze erhalten bleiben. „Gefährlich wird es allerdings dann, wenn ein chinesischer Einzelinvestor wie im kleinen Flachgauer Skigebiet Gaißau-Hintersee jahrelang alles verkommen lässt“, betont der Altenmarkter.
Die Geschichte aus Gaißau-Hintersee sei mit ein Grund dafür, dass die Menschen bei der Ankündigung eines „chinesischen Investors“hellhörig werden, sagt der Altenmarkter Bürgermeister Rupert Winter (ÖVP). Dass in Gaißau-Hintersee seit Jahren Stillstand herrscht, bleibt in einem Ort mit mehr als 800 Arbeitsplätzen in der Skiindustrie nicht verborgen – auch wenn den Altenmarktern das eigene, viel größere Skigebiet näher liegt. Dort, bei den Bergbahnen Altenmarkt-Zauchensee, bleibt Geschäftsführerin Veronika Scheffer gelassen: „Man wird uns zur Entscheidung nicht fragen. Für uns ist Atomic ein sehr wichtiger Partner in der Region. Solange Produktion und Arbeitsplätze hier bleiben und die Zusammenarbeit vor Ort weiterhin gut funktioniert, ist es nicht so wichtig, wer der Eigentümer ist.“
Die Leidenschaft für den Skisport in Altenmarkt, dem „Silicon Valley des Wintersports“, könne man nicht anderswo auf der Welt hochziehen wie ein Produktionsgebäude, sagt der frühere Abfahrtsweltmeister und nunmehrige Hotelier Michael Walchhofer. „Momentan spricht sehr viel für die Altenmarkter, auch die vielen Investitionen der letzten Jahre in eine Skiproduktion, die auf dem neuesten Stand ist. Ob das chinesische Eigentümer auch so sehen würden, ist die Frage“, sagt der Zauchenseer.
Auch wenn bereits jetzt ein Teil der Produktion in Bulgarien erfolge – „das Know-how und die gut ausgebildeten Fachkräfte sind hier in Altenmarkt. Ohne sie kann man keine guten Ski produzieren“, sagt der Altenmarkter Bürgermeister Rupert Winter. Deshalb mache er sich keine großen Sorgen. Ganz im Gegenteil: „Auch wenn uns der derzeitige finnische Eigentümer näher ist: China ist ein riesiger Markt.“
Vertreter von Atomic seien von der Ankündigung einer möglichen Übernahme teils selbst überrascht worden, berichtet der Altenmarkter Bürgermeister. Nach Gesprächen mit dem Management von Atomic sei für ihn klar: Die geplante Erweiterung am Standort Altenmarkt bleibt auf Schiene. Am Mittwochabend stand die Änderung des Gesamtkonzepts für das Gewerbegebiet Ennsbogen 1 – wo Atomic angesiedelt ist – auf der Tagesordnung der Gemeindevertretungssitzung. Für Atomic soll in Teilbereichen erstmals eine Gebäudehöhe von mehr als 20 Metern erlaubt werden.
Was die Mitarbeiter von Atomic über eine mögliche Übernahme durch Anta Sports denken, war am Mittwoch offiziell nicht in Erfahrung zu bringen. Dass ein chinesischer Konzern auf der Suche nach einem europäischen Skihersteller ist, ist der Belegschaft seit etwa zwei Jahren bekannt. So richtig daran glauben, dass das nun Atomic sein könnte, will man aber nicht.
„Der Markt China könnte auch eine Chance sein.“Rupert Winter, Bgm.