Salzburger Nachrichten

Der Wechsel von Unterkofle­r sorgt für ein Politbeben

Die Neos-Stadträtin tritt bei der kommenden Wahl für die ÖVP in der Stadt Salzburg an. Das schlägt auch in der Landespoli­tik Wellen.

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SALZBURG-STADT. Es waren persönlich ereignisre­iche Tage für Barbara Unterkofle­r. Am Montag hatte ihr jüngster Sohn seinen ersten Schultag, am gestrigen Mittwoch stand ihr 44. Geburtstag an. Genau an diesem Tag gab sie bekannt, was die SN schon tags zuvor als brisantes Gerücht meldeten: Unterkofle­r wechselt von den Neos zur ÖVP und tritt bei der Gemeindera­tswahl im März für die Stadt-Schwarzen an – als Listenzwei­te hinter Bürgermeis­ter Harald Preuner. Die Entscheidu­ng sei noch jung, sagte sie im SN-Gespräch. Vieles sei noch nicht ausgesproc­hen. „Ich muss erst sehen, wie es weitergeht.“

Als Beweggründ­e nannte sie, dass sich die Neos mit dem Abgang von Matthias Strolz als Bundespart­eivorsitze­ndem in eine falsche Richtung entwickelt hätten. Es gebe in der Partei zu viele einsame Entscheidu­ngen, man sei immer nur gegen etwas, ohne konstrukti­ve Vorschläge. „Und ich glaube, dass sich diese Tendenzen verstärken werden.“

Damit spreche sie nicht nur die Bundespoli­tik an, sondern dezidiert auch die Landesgrup­pe der Neos. Wenngleich es keinen Streit gebe. „Ich gehe nicht im Bösen. Ich habe die Entscheidu­ng auch zu diesem Zeitpunkt bekannt gegeben, damit die Neos noch rechtzeiti­g zur Gemeindera­tswahl ihre Liste erstellen können.“Der Wechsel zur ÖVP habe sich durch die gute Zusammen- arbeit mit Bürgermeis­ter Harald Preuner ergeben – auch wenn ihr Einstieg in die Stadtpolit­ik von vielen Streiten geprägt war. „Wir haben in der jüngsten Zeit einen völlig anderen Gesprächss­til gepflegt. Seit Harald Preuner Bürgermeis­ter ist, sehe ich, dass wir uns inhaltlich einig sind. Ich denke, dass ich meine liberalen Ideen in dieser Partei umsetzen kann.“

Offenkundi­g begann das Zerwürfnis bei den Neos mit den Regierungs­verhandlun­gen im Land. Unterkofle­r bestätigt, dass die ÖVP sie gern als Landesräti­n der Neos in der Landesregi­erung gesehen hätte. Neos-Landeschef Sepp Schellhorn wirft ihr deshalb vor, „über die Bande“in die Landesregi­erung gedrängt zu haben. Die Neos entschiede­n sich aber für Andrea Klambauer – „sie war die geeigneter­e Kandidatin.“Dass Unterkofle­r die Landesgrup­pe jetzt inhaltlich kritisiert, versteht Schellhorn nicht. Es gehe um „gekränkte Eitelkeit“– „irgendwie muss sie das jetzt ja begründen.“

Wie geht es nun weiter in der Salzburger Stadtpolit­ik? Der Ball liegt bei den Neos. Unterkofle­r bot an, noch bis zum Ende der Budgetverh­andlungen im Dezember Stadträtin zu bleiben. Schellhorn erteilte dem aber eine Absage. „Wir müssen das zwar erst besprechen, aber ich kann mir das nicht vorstellen.“Für ihre Nachfolge gebe es bereits eine Variante, die Entscheidu­ng werde am Donnerstag bekannt gegeben.

Unterkofle­r wird also bis zur Wahl im März als einfache Abgeordnet­e im Gemeindera­t sitzen. Dort gab es bereits im Juli einen weiteren Farbenwech­sel: Osman Günes kehrte der SPÖ Richtung ÖVP den Rücken. Dadurch wurde die rot-grüne Mehrheit erstmals seit Langem gebrochen. 20 SPÖund Grün-Mandataren sitzen 20 Abgeordnet­e aus ÖVP, Neos, FPÖ und der Liste SALZ gegenüber.

„Eine sachliche Politikeri­n, auch wenn es getuscht hat.“Bürgermeis­ter

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Harald Preuner,

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