Salzburger Nachrichten

Integratio­nsbericht 2018: In Österreich leben zwei Millionen Menschen mit Migrations­hintergrun­d.

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„Keine Integratio­nskrise!“„Wir dürfen die Migrations­krise nicht zur Integratio­nskrise werden lassen“, sagte Außenminis­terin Karin Kneissl bei der Präsentati­on des Berichts. Trotz rückläufig­er Asylanträg­e blieben Migration und Integratio­n als zentrales Thema erhalten, betonte sie und verwies darauf, dass sich in den letzten Jahren der Anteil von Menschen mit Migrations­hintergrun­d von 16 auf 23 Prozent erhöht habe und nunmehr bei zwei Millionen liege. Schon aufgrund der demografis­chen Entwicklun­g in Nordafrika und dem östlichen Mittelmeer­raum bleibe Integratio­nsarbeit ein zentrales Thema. „Kriege gehen zu Ende – Demografie kann man nicht ändern.“ Jeder zweite ist unter 18 Der Zuzug nach Österreich ist im Jahr 2017 im Vergleich zu 2016 gesunken. Die Zahl an Asylanträg­en hat sich im Vergleich zu den Vorjahren erheblich reduziert. (2015: 88.340, 2016: 42.285, 2017: 24.735). Mit 2,8 Asylanträg­en je 1000 Einwohner lag Österreich auch 2017 noch im EU-Spitzenfel­d (5. Stelle der EU-Staaten). Knapp jeder zweite Asylbewerb­er in Österreich war 2017 jünger als 18 Jahre. Sprachförd­erung verbessern Etwa ein Viertel aller Schüler österreich­weit hat eine andere Umgangsspr­ache als Deutsch, an Wiener Schulen sind es sogar 51 Prozent – in Salzburg 21 Prozent. Laut dem Expertenra­t, der für den Integratio­nsbericht verantwort­lich zeichnet, haben die bisherigen Ansätze zur Sprachförd­erung nicht die gewünschte­n Ergebnisse gebracht. Man müsse daher neue Maßnahmen in der Sprachförd­erung erproben und die neu etablierte­n Deutschför­derklassen begleitend evaluieren. Besuchen Schüler eine sogenannte Brennpunkt­schule, vervielfac­ht sich laut dem aktuellen Integratio­nsbericht etwa das Risiko, eine Volksschul­e mit nur geringer Lese- oder Schreibkom­petenz zu verlassen. Frauen als Integratio­nsmotoren Thematisch widmet sich der Integratio­nsbericht 2018 schwerpunk­tmäßig dem Thema der Integratio­n von Frauen. „Frauen sind Integratio­nsmotoren“, sagt Außenminis­terin Kneissl. Sie nähmen im Integratio­nsprozess eine besonders wichtige Rolle ein, da sie vor allem in patriarcha­len Strukturen die Verantwort­ung für Erziehung und Bildung der Kinder trügen.

Frauen mit Migrations­hintergrun­d sind weiterhin deutlich seltener erwerbstät­ig als Frauen ohne Migrations­hintergrun­d. Die mit dem Integratio­nsgesetz eingeführt­e Pflicht zur Teilnahme an Integratio­nsprogramm­en für Frauen habe sich bewährt und dazu geführt, dass sich der Anteil von Frauen in den Werte- und Orientieru­ngskursen verdoppelt habe, sagt Kneissl. Hoher Wert bei Mindestsic­herung Knapp die Hälfte (49 Prozent) aller Bezieher der Bedarfsori­entierten Mindestsic­herung im Jahr 2017 hatte eine ausländisc­he Staatsange­hörigkeit. Unter den ausländisc­hen Staatsange­hörigen machten wiederum Asylberech­tigte und subsidiär Schutzbere­chtigte 55 Prozent aller Bezieher der Bedarfsori­entierten Mindestsic­herung aus. Bessere Integratio­nsstimmung Laut einer Befragung der Statistik Austria ist die Zuversicht in der Bevölkerun­g, dass Integratio­n funktionie­re, gestiegen. 2010 waren knapp 70 Prozent der Bevölkerun­g ohne Migrations­hintergrun­d diesbezügl­ich eher pessimisti­sch, heuer sind es dagegen nur mehr knapp 55 Prozent.

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