Bachler wird umworben
Im Jahr 2020 soll Nikolaus Bachler bei den Osterfestspielen Salzburg auf Peter Ruzicka folgen.
SALZBURG. Die Suche nach einem neuen Leiter für die Osterfestspiele Salzburg kommt in die Zielgerade: In einer außerordentlichen Sitzung hat der Aufsichtsrat beschlossen, den jetzigen Münchner Opernintendanten Nikolaus Bachler als „neuen Geschäftsführer und Intendanten“des von Herbert von Karajan gegründeten Festivals vorzuschlagen. Die Empfehlung für die Designierung Bachlers ist laut einer Aussendung des Landes Salzburg vom Donnerstag einstimmig gefallen. Nikolaus Bachler sei einer von sechs Kandidaten gewesen, die von einer Auswahlkommission zu Gesprächen eingeladen worden seien.
Bachler sei der Einladung am Mittwochnachmittag nachgekommen, „sich und seine Vorstellungen für die Osterfestspiele Salzburg im Aufsichtsrat zu präsentieren“, heißt es in der Aussendung weiter. Und: „Der Aufsichtsrat hat gegenüber seinen Ideen Wohlmeinung ausgedrückt und empfahl der Generalversammlung einstimmig, Herrn Nikolaus Bachler zu bestellen.“Die Entscheidung durch die Generalversammlung der Osterfestspiele Salzburg soll demnach in den nächsten Wochen erfolgen
Allerdings gilt es bis dahin noch eine Engstelle und einen etwaigen Stolperstein zu überwinden.
Der etwaige Stolperstein könnte im vorletzten Satz der offiziellen Mitteilung verborgen sein, der lautet: „Die Gesellschaftervertreter der Osterfestspiele Salzburg GmbH sind in Kontakt mit dem Künstlerischen Leiter Christian Thielemann.“Denn Gerüchten zufolge soll der Künstlerische Leiter der Osterfestspiele, Christian Thielemann, nicht Nikolaus Bachler für die Nachfolge Peter Ruzickas favorisiert haben. Als Kandidat für einen möglichen Kompromiss kursierte deshalb in den vergangenen Wochen auch der Name von Dominique Meyer, des 2020 scheidenden Intendanten der Wiener Staatsoper.
Was ist, wenn Christian Thielemann die Entscheidung für Nikolaus Bachler nicht mitträgt? Dessen Salzburger Vertrag sowie jener mit der Staatskapelle Dresden sind nur bis zum Jahr 2020 fixiert, die Rahmenverträge verlängern sich laut Auskunft der Osterfestspiele Salzburg bis 2021, „sofern keine zeitgerechte Kündigung eines Vertragspartners erfolgt“.
Gesucht: Ein Weg in die nächste Dekade
Zur Erinnerung: Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle sind seit 2013 in Salzburg verpflichtet; nachdem sich die Berliner Philharmoniker nach lange schwelenden Unstimmigkeiten aus Salzburg zurückgezogen hatten, um – zu angeblich besseren Konditionen – in Baden-Baden Osterfestspiele zu geben, wurde die Sächsische Staatskapelle zum neuen Residenzorchester der Osterfestspiele Salzburg. Deren Chefdirigent Christian Thielemann war sowieso als vorzüglicher Dirigent, aber auch als einstiger Assistent Herbert von Karajans auf dem Salzburger Posten willkommen.
Auf Thielemanns Wunsch wurde Peter Ruzicka, der von 2001 bis 2006 Intendant der Salzburger Festspiele gewesen war, im Jahr 2015 geschäftsführender Intendant der Osterfestspiele Salzburg. Aber passt auch das Gespann Thielemann–Bachler? Und wenn nicht? Immerhin hat Nikolaus Bachler in München eng mit Kirill Petrenko zusammengearbeitet, der ja im Herbst 2019 Chefdirigent der Berliner Philharmoniker wird. Folgt man solcherart weiterspekulierenden Gedanken, ergibt sich die Frage: Wäre es möglich, dass die Berliner Philharmoniker von Baden-Baden nach Salzburg zurückkämen?
Und anders gedacht: Würde in Anbetracht solcher Konkurrenz Christian Thielemann, der vertraglich bis 31. Juli 2024 an Dresden gebunden ist, sich die prestigeträchtige Position in Salzburg, die ihm beträchtlichen künstlerischen Freiraum lässt, sichern wollen? Außerdem war in jener Ausschreibung, die nun für Nikolaus Bachler ausgegangen ist, ausdrücklich vorgegeben: „um an der Seite des Künstlerischen Leiters Christian Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle Dresden als Residenzorchester das Festival in die nächste Dekade zu führen und weiter zu entwickeln“.
Veränderungen könnte es unterdessen auch in Peter Ruzickas Abschiedsprogramm geben. Für Ostern 2020 war eine Inszenierung von Giuseppe Verdis Oper „Don Carlos“in fünfaktiger Fassung in der Regie von Tobias Kratzer anvisiert. Doch darum kocht die Gerüchteküche. Dort heißt es, dass Thielemann mit einer Inszenierung von Puccinis „Turandot“liebäugelt – mit Anna Netrebko und deren Ehemann Yusif Eyvazov als Calaf.
Die erwähnte Engstelle ergibt sich durch ein Zeitkorsett: Laut Ausschreibung gehört zu dem auf fünf Jahre angelegten Vertrag, der ab Mitte 2020 wirksam werden soll, ein Mitte 2019 einsetzender „Vorbereitungsvertrag“. Bachlers laufender Vertrag mit der Bayerischen Staatsoper bindet ihn zwar bis zum Jahr 2021. Er soll sich aber in den Findungsgesprächen bereit erklärt haben, schon 2020 in Salzburg präsent zu sein. Das Programm der Osterfestspiele 2021, also der ersten seiner Intendanz, würde aber noch nicht unter seiner Verantwortung zustande kommen.