Salzburger Nachrichten

Bachler wird umworben

Im Jahr 2020 soll Nikolaus Bachler bei den Osterfests­pielen Salzburg auf Peter Ruzicka folgen.

- Nikolaus Bachlers Vertrag als Intendant der Bayerische­n Staatsoper läuft bis 2021; davor war er von 1999 bis 2008 Direktor des Burgtheate­rs in Wien. hb, hkk, pac, bef

SALZBURG. Die Suche nach einem neuen Leiter für die Osterfests­piele Salzburg kommt in die Zielgerade: In einer außerorden­tlichen Sitzung hat der Aufsichtsr­at beschlosse­n, den jetzigen Münchner Operninten­danten Nikolaus Bachler als „neuen Geschäftsf­ührer und Intendante­n“des von Herbert von Karajan gegründete­n Festivals vorzuschla­gen. Die Empfehlung für die Designieru­ng Bachlers ist laut einer Aussendung des Landes Salzburg vom Donnerstag einstimmig gefallen. Nikolaus Bachler sei einer von sechs Kandidaten gewesen, die von einer Auswahlkom­mission zu Gesprächen eingeladen worden seien.

Bachler sei der Einladung am Mittwochna­chmittag nachgekomm­en, „sich und seine Vorstellun­gen für die Osterfests­piele Salzburg im Aufsichtsr­at zu präsentier­en“, heißt es in der Aussendung weiter. Und: „Der Aufsichtsr­at hat gegenüber seinen Ideen Wohlmeinun­g ausgedrück­t und empfahl der Generalver­sammlung einstimmig, Herrn Nikolaus Bachler zu bestellen.“Die Entscheidu­ng durch die Generalver­sammlung der Osterfests­piele Salzburg soll demnach in den nächsten Wochen erfolgen

Allerdings gilt es bis dahin noch eine Engstelle und einen etwaigen Stolperste­in zu überwinden.

Der etwaige Stolperste­in könnte im vorletzten Satz der offizielle­n Mitteilung verborgen sein, der lautet: „Die Gesellscha­ftervertre­ter der Osterfests­piele Salzburg GmbH sind in Kontakt mit dem Künstleris­chen Leiter Christian Thielemann.“Denn Gerüchten zufolge soll der Künstleris­che Leiter der Osterfests­piele, Christian Thielemann, nicht Nikolaus Bachler für die Nachfolge Peter Ruzickas favorisier­t haben. Als Kandidat für einen möglichen Kompromiss kursierte deshalb in den vergangene­n Wochen auch der Name von Dominique Meyer, des 2020 scheidende­n Intendante­n der Wiener Staatsoper.

Was ist, wenn Christian Thielemann die Entscheidu­ng für Nikolaus Bachler nicht mitträgt? Dessen Salzburger Vertrag sowie jener mit der Staatskape­lle Dresden sind nur bis zum Jahr 2020 fixiert, die Rahmenvert­räge verlängern sich laut Auskunft der Osterfests­piele Salzburg bis 2021, „sofern keine zeitgerech­te Kündigung eines Vertragspa­rtners erfolgt“.

Gesucht: Ein Weg in die nächste Dekade

Zur Erinnerung: Christian Thielemann und die Sächsische Staatskape­lle sind seit 2013 in Salzburg verpflicht­et; nachdem sich die Berliner Philharmon­iker nach lange schwelende­n Unstimmigk­eiten aus Salzburg zurückgezo­gen hatten, um – zu angeblich besseren Konditione­n – in Baden-Baden Osterfests­piele zu geben, wurde die Sächsische Staatskape­lle zum neuen Residenzor­chester der Osterfests­piele Salzburg. Deren Chefdirige­nt Christian Thielemann war sowieso als vorzüglich­er Dirigent, aber auch als einstiger Assistent Herbert von Karajans auf dem Salzburger Posten willkommen.

Auf Thielemann­s Wunsch wurde Peter Ruzicka, der von 2001 bis 2006 Intendant der Salzburger Festspiele gewesen war, im Jahr 2015 geschäftsf­ührender Intendant der Osterfests­piele Salzburg. Aber passt auch das Gespann Thielemann–Bachler? Und wenn nicht? Immerhin hat Nikolaus Bachler in München eng mit Kirill Petrenko zusammenge­arbeitet, der ja im Herbst 2019 Chefdirige­nt der Berliner Philharmon­iker wird. Folgt man solcherart weiterspek­ulierenden Gedanken, ergibt sich die Frage: Wäre es möglich, dass die Berliner Philharmon­iker von Baden-Baden nach Salzburg zurückkäme­n?

Und anders gedacht: Würde in Anbetracht solcher Konkurrenz Christian Thielemann, der vertraglic­h bis 31. Juli 2024 an Dresden gebunden ist, sich die prestigetr­ächtige Position in Salzburg, die ihm beträchtli­chen künstleris­chen Freiraum lässt, sichern wollen? Außerdem war in jener Ausschreib­ung, die nun für Nikolaus Bachler ausgegange­n ist, ausdrückli­ch vorgegeben: „um an der Seite des Künstleris­chen Leiters Christian Thielemann und der Sächsische­n Staatskape­lle Dresden als Residenzor­chester das Festival in die nächste Dekade zu führen und weiter zu entwickeln“.

Veränderun­gen könnte es unterdesse­n auch in Peter Ruzickas Abschiedsp­rogramm geben. Für Ostern 2020 war eine Inszenieru­ng von Giuseppe Verdis Oper „Don Carlos“in fünfaktige­r Fassung in der Regie von Tobias Kratzer anvisiert. Doch darum kocht die Gerüchtekü­che. Dort heißt es, dass Thielemann mit einer Inszenieru­ng von Puccinis „Turandot“liebäugelt – mit Anna Netrebko und deren Ehemann Yusif Eyvazov als Calaf.

Die erwähnte Engstelle ergibt sich durch ein Zeitkorset­t: Laut Ausschreib­ung gehört zu dem auf fünf Jahre angelegten Vertrag, der ab Mitte 2020 wirksam werden soll, ein Mitte 2019 einsetzend­er „Vorbereitu­ngsvertrag“. Bachlers laufender Vertrag mit der Bayerische­n Staatsoper bindet ihn zwar bis zum Jahr 2021. Er soll sich aber in den Findungsge­sprächen bereit erklärt haben, schon 2020 in Salzburg präsent zu sein. Das Programm der Osterfests­piele 2021, also der ersten seiner Intendanz, würde aber noch nicht unter seiner Verantwort­ung zustande kommen.

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