„Ich bin multikulti und dankbar“
Über seine neue Show und Integrationsfragen spricht der deutsch-türkische Entertainer Bülent Ceylan. In der Türkei war er schon – im Urlaub.
Frechen Sprüchen und Kunstfiguren wie dem Hausmeister Mompfred oder dem Goldkettchenträger Hasan verdankt der Comedian Bülent Ceylan sein Stammpublikum. Nun tritt der 42-Jährige mit einer neuen Show an: „Game of Games“startet heute, Freitag, um 20.15 Uhr bei Sat 1. In turbulenten Spielen geht es um 50.000 Euro. SN: Herr Ceylan, jahrelang waren Sie ein Aushängeschild von RTL, jetzt wechseln Sie zu Pro 7/Sat 1. Warum? Bülent Ceylan: Ich habe RTL viel zu verdanken. Aber es war am Ende wie in einer langjährigen Beziehung – man hat sich nicht mehr so oft „Ich liebe dich“gesagt und die Luft war raus. Die angebotenen Showkonzepte und die dafür vorhandenen Sendeplätze haben nicht mehr gepasst. Genau in diesem Moment wurde mir von Sat 1 ein tolles Komplettpaket angeboten. Dabei ging es nicht um mehr Geld, sondern einfach darum, tolle Shows zu machen. SN: Die Spielshow „Game of Games“wird im amerikanischen Original von Ellen DeGeneres moderiert. Wir wollen mehrere Sachen ausprobieren. Dass ich als Einstieg gleich eine fette internationale Show machen darf, ist das, was ich mir immer gewünscht habe. Das Format ist wahnsinnig aufwendig, teuer und vor allem sehr witzig. Ich moderiere nicht nur, sondern darf auch funny sein und mit den Zuschauern spaßen, und das liegt mir natürlich. SN: Sie sind einer der wenigen Moderatoren im deutschsprachigen Fernsehen mit türkischen Wurzeln. Stimmt, und deshalb habe ich gesagt: Wenn ihr mir die Show nicht gebt, fühle ich mich diskriminiert (lacht). Aber Spaß beiseite. Die Zuschauer sollen nicht sagen: „Da hat so ein Türke die Show gekriegt.“Nein, der Bülent hat die Show gekriegt. Das ist mir wichtig. SN: Im deutschen Sprachraum leben mehrere Millionen Menschen mit türkischer Staatsbürgerschaft oder türkischen Wurzeln. Ist diese Bevölkerungsgruppe im Fernsehen unterrepräsentiert? Man muss da aufpassen. Ich kann nicht einfach eine Quote erstellen und sagen: Soundso viele Türken müssen Moderatoren sein, es geht schließlich auch um die Qualität. Ob jemand Türke ist, Marokkaner oder was auch immer – wenn er gut ist, ist er gut, dann passt es. SN: Hatten Sie im Lauf Ihrer Karriere den Eindruck, als Deutscher mit Migrationshintergrund besser sein zu müssen als andere? Also es war definitiv nicht so, dass ich einen Bonus hatte, weil ich Deutschtürke bin, sondern ich musste mir alles erarbeiten. Ich habe einen langen Weg hinter mich bringen müssen, bevor ich Erfolg hatte. Aber das ist auch in Ordnung. Ich fühle mich gut behandelt und habe Deutschland viel zu verdanken. Und diese Dankbarkeit zeige ich, glaube ich, auch. Von mir aus singe ich auch gleich am Anfang meiner neuen Show die Nationalhymne (lacht). SN: Die Integration von Deutschtürken hat im Sommer in Zusammenhang mit der Debatte um den Fußballspieler Mesut Özil zu Diskussionen geführt. Ich glaube, die Medien müssen ihren Teil zur Integration beitragen. Mir fällt z. B. auf, dass ich immer wieder nach meiner Meinung gefragt werde, sobald es um Migration geht oder um die Türkei – obwohl ich hier geboren bin und eine deutsche Mama habe. Und außerdem: Wieso nennt man Leute wie mich eigentlich immer Deutschtürken? Man sagt ja auch nicht ständig „Helene Fischer, die Deutschrussin“. SN: Fühlen Sie sich dadurch diskriminiert? Nein, als schlimm habe ich das nie empfunden. Wenn einer in meiner Mannheimer Heimat gesagt hat: „Ach, der Türke“, habe ich mich nicht diskriminiert gefühlt, das war eher witzig gemeint. Die meisten Leute, die in meine Shows kommen, sind Deutsche. Die würden nicht kommen, wenn sie mich ablehnen würden. Ich hatte auch viele Vorteile dadurch, dass ich eine deutsche Mama habe und einen türkischen Vater hatte. SN: Welche Vorteile? Ich kann deswegen vermitteln zwischen viel besser Deutschen und Türken, denn ich kenne beide Kulturen und ihre Werte. Ich bin multikulti. Und wenn ich in meinem Publikum eine Frau mit Kopftuch und einen Heavy-Metal-Fan sitzen sehe, und alle lachen, dann sage ich: „Das ist Deutschland – guck doch mal, wie wir alle zusammenkommen und miteinander über das Gleiche lachen.“
Ich finde, wir leben in einem wunderbaren Land, das von vielen oft schlechtgemacht wird – zu Unrecht. SN: Haben Sie Verbindungen zur Türkei? Ich war schon auf Urlaub dort, die Türkei ist ein wunderschönes Land, und da leben ganz viele tolle, liebe Menschen.
Bülent Ceylan kam 1976 in Mannheim als Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters auf die Welt. Schon während seiner Zeit am Gymnasium begeisterte er seine Mitschüler mit Parodien von Boris Becker oder Helmut Kohl, nach dem Abitur startete er eine Bühnenkarriere mit Liveshows wie „Produzier misch net“– der badische Slang gehört ebenso zu Ceylans Markenzeichen wie sein langes dunkles Haar. 2011 erhielt der Comedian seine erste eigene TV-Show. Derzeit ist er mit seinem neuen Bühnenprogramm „Lassmalache“auf Tournee. Bülent Ceylan ist verheiratet und lebt mit seiner Familie in der Nähe von Mannheim.