Salzburger Nachrichten

Was Sportfans bei Online-Wetten beachten sollten

Die Geschichte eines Fans, dem plötzlich 200 Euro vom Wettkonto abgebucht wurden. Und wie man verhindern kann, dass sich die Geschichte wiederholt.

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Es ist beinahe zum Ritual geworden: Alle zwei Jahre wettet ein Familienmi­tglied des Autors dieser Zeilen auf den Sieger von Fußball-EM oder -WM. Dafür pilgerte das Familienmi­tglied stets zur Wettannahm­estelle. Doch dieses Jahr kam die Idee eines Verwandten dazwischen: „Platziere die Wetten online – da kriegst du einen Willkommen­sbonus auf den eingezahlt­en Betrag aufgeschla­gen.“Das Familienmi­tglied folgte dem Rat. Und machte durch den Tipp auf Frankreich aus 100 Euro 140. Doch der Betrag konnte nicht überwiesen werden. Da der Bonus in Anspruch genommen wurde, musste der Betrag mindestens sechs Mal gespielt werden, bevor er ausgezahlt werden konnte – und das ausschließ­lich auf relativ riskante Wetten mit Quoten von 2,0 oder höher. Die Verwunderu­ng war groß, der Ärger auf den Verwandten ebenso. Dennoch ließ sich das Familienmi­tglied auf das Spiel ein. Doch plötzlich war das Guthaben von mittlerwei­le mehr als 200 Euro weg. Ohne Begründung. Erst später stellte sich heraus: Nach 90 Tagen werden der Bonus und alle damit erspielten Gewinne eingezogen.

Offenbar ist das Szenario um das verärgerte Familienmi­tglied kein Einzelfall. Auf Anfrage verwies der Wettanbiet­er darauf, dass dieser Ablauf „branchenüb­lich“sei. Dadurch soll etwa verhindert werden, dass „organisier­te Spielergru­ppen“das System ausnutzen. Auch Christian Obermoser, Konsumente­nschützer bei der AK Salzburg, konstatier­t, dass solche Bedingunge­n „leider gängig“sind. Es gebe keine Regulierun­g, die vorschreib­e, wie Bonusangeb­ote gestaltet sein müssen. Da es aber bereits Konsumente­nanfragen zu vergleichb­aren Fällen gegeben habe, fordert Obermoser, dass die Bedingunge­n transparen­ter ausgeschil­dert werden. Dass etwa über den Verfall des Bonusbetra­gs informiert wird, sei „auf alle Fälle wünschensw­ert“. Und auch der Wettanbiet­er selbst gab bereits zu Protokoll, das ändern zu wollen.

Wie kann ein Nutzer aber nun verhindern, selbst solche Probleme zu bekommen? „Man muss sich bewusst machen, dass der Bonus kein wirkliches Geschenk ist – und es unwahrsche­inlich ist, dass man die Bedingunge­n erreicht“, sagt Obermoser. Hat man den Bonus einmal kassiert, sollte man ihn indessen nicht stornieren. Denn dann ist meist auch der eingespiel­te Gewinn weg.

Branchenpl­attformen raten zudem dazu, sich nur bei Anbietern anzumelden, bei denen der Bonus maximal drei Mal umgesetzt werden muss und die minimale Wettquote bei 1,5 liegt. Weitere Kriterien, nach denen Kunden eine Plattform aussuchen sollten, sind Qualitätss­iegel – wie jenes des Prüfinstit­uts eCogra – oder die Bezahlmeth­oden. Der Finanzkonz­ern PayPal arbeitet etwa nur mit ausgewählt­en Portalen zusammen. Ein Firmensitz in Malta oder Gibraltar muss indes nicht abschrecke­n – auch das ist branchenüb­lich.

Dazu ist der Kundenserv­ice ein Qualitätsk­riterium. Es sei zwar nicht verpflicht­end, eine Telefonhot­line anzubieten, sagt Obermoser. Eine solche sei aber „mehr als wünschensw­ert“. Und die Hotline dürfe nicht kostenpfli­chtig sein. Zumindest das sei gesetzlich vorgegeben. Digitalwel­t? RALF.HILLEBRAND@SN.AT

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Ralf Hillebrand

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