Uber gelobt Besserung und wird teurer
Der Fahrdienstvermittler beschließt einen Verhaltenskodex, der die Einhaltung von Gesetzen vorschreibt. Zugleich erhöht man die Preise. Damit sei die Phase der Markteroberung erst einmal abgeschlossen, sagen Kritiker.
Viele Städte kämpfen mit überbordendem Autoverkehr, manche verhängen Fahrverbote oder führen City-Mauten ein. Ein anderer Lösungsansatz gegen die Autoflut liegt – abgesehen von öffentlichem Verkehr und dem Umstieg auf andere Verkehrsmittel – in der vermehrten gemeinsamen Nutzung bestehender Fahrzeuge.
Diese Idee greifen die Anbieter von Carsharing-Diensten ebenso auf wie Taxiunternehmen. Und natürlich ihre neuen Mitbewerber, die Angebot und Nachfrage mittels Onlineplattformen zusammenbringen, allen voran der Fahrdienstvermittler Uber. Sie verstehen sich als Beitrag zur Verringerung des Autoverkehrs. Denn niemand müsse sich ein Auto anschaffen, wenn ohnehin gesichert sei, dass jede Person ihre (meist kurzen) Wege in der Stadt über solche Dienste kostengünstig in Anspruch nehmen kann, so lautet die Argumentation.
Mit cleverer Technik und aggressiven Preisen hat sich Uber auch in Wien etabliert, der einzigen Stadt in Österreich, wo das Modell bisher funktioniert. Rund 2000 Fahrer sind hier mittlerweile für Uber aktiv, freilich nicht direkt, sondern über „Partner“, in der Regel Mietwagenfirmen. Sie befördern 200.000 registrierte Uber-Kunden, die den Fahrtendienstvermittler regelmäßig in Anspruch nehmen.
Uber steht in vielen Ländern in der Kritik. Immer wieder gibt es Demonstrationen empörter Taxifahrer, die Uber des Preisdumpings oder gar moderner Sklavenmethoden bezichtigen. Auch mit manchen Behörden liegt man im Clinch, in manchen Städten und Ländern musste man den Dienst einstellen.
Protestaktionen empörter Taxi- fahrer gab es auch in Wien. Der neue Mitbewerber ruiniere die Branche, bringe die Preise unter Druck und beute sein Personal aus, lauten die Vorwürfe.
Jetzt kontert Uber mit „neuen Initiativen“, um „Service und Qualität des Angebots in Wien weiter zu verbessern“. So schreibt der „Verhaltenskodex für Partnerfirmen“etwa vor, dass der den Lenkern gezahlte Lohn „mindestens dem gesetzlichen/tariflichen oder dem branchenüblichen Mindestlohn entspricht“. Und „jegliche Art von Zwangs- und Pflichtarbeit wird nicht geduldet“.
Außerdem gibt es bei Uber jetzt „Richtlinien für ein besseres Miteinander“. Demnach dürften weder Fahrer noch Fahrgäste aufdringlich sein. Flirten ist ebenso verboten wie Berührungen der im Auto befindlichen Personen. Konkret heißt es: „Denke daran, Uber hat eine ,NoSex‘-Regel. Unter keinen Umständen sind sexuelle Kontakte zwischen Fahrzeuginsassen erlaubt.“
Wichtigste Änderung für die Fahrgäste sind aber neue Preise ab kommendem Montag. Kurze Fahrten in der Wiener Innenstadt werden teurer, längere Fahrten in die Außenbezirke günstiger. So erhöht sich der Mindestpreis im Zentrum von 3 auf 5 Euro, bei Fahrten außerhalb des Stadtgebiets wird der Mindestpreis von 15 auf 8 Euro reduziert. Eine Fahrt vom Schwedenplatz zum Volksgarten (beides im 1. Bezirk) kostet dann 7,80 statt 5,50 Euro. Auch wenn manche Fahrten billiger werden, bedeute die neue Preisstaffelung unterm Strich eine Erhöhung um 20 bis 25 Prozent, sagt Steve Salom, der für Österreich, die Schweiz und Frankreich zuständige Uber-Manager. Neu ist auch eine bezahlte Wartezeit, wenn der Fahrer länger als vier Minuten auf den Fahrgast warten muss.
Im April hatte Uber nach einer einstweiligen Verfügung vorübergehend den Betrieb einstellen müssen. Seither habe man das Geschäftsmodell angepasst und arbeite gesetzeskonform, betont Salom.
Für Rechtsanwalt Dieter Heine, der im Auftrag von Taxi 40100 rechtlich gegen Uber in Österreich vorgeht, sind die neuen Preise die Neuigkeit. „Sie haben mit rechtswidrigen Dumpingpreisen den Markt übernommen, jetzt erhöhen sie die Preise“, lautet sein Resümee.
Nach Klagen von Taxi 40100 hat das Exekutionsgericht Wien bisher Geldstrafen von insgesamt 320.000 Euro gegen Uber verhängt. Salom räumt „Fehler“ein. „Wir mussten sicherstellen, dass unser Modell mit dem Gesetz in Einklang steht“, sagt er. Auch alle Uber-Partner müssen sich ab sofort verpflichten, sämtliche gesetzlichen Bestimmungen einzuhalten.