Salzburger Nachrichten

Dürre hilft Milchmarkt auf Sprünge

Höhere Preise für Bauern, aber auch für Konsumente­n sind in Sicht.

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Im ersten Halbjahr steigerten die heimischen Milchbauer­n ihre Produktion gegenüber dem vergleichb­aren Vorjahresz­eitraum noch um mehr als fünf Prozent und machten sich so selbst Druck auf Märkte und Preise. Damit dürfte es nun vorbei sein. „Im August drehte sich bei uns die Anlieferun­g erstmals ins Minus“, sagt Josef Braunshofe­r, Chef der Berglandmi­lch, des größten heimischen Milchverar­beiters. „Die wahren Auswirkung­en der Dürre in den Sommermona­ten werden wir aber erst in den kommenden Wintermona­ten sehen, weil ja erst dann das Futter fehlen wird.“Heuer konnten in vielen Regionen die Wiesen nur zwei Mal gemäht werden. In guten Jahren sind bis zu fünf „Schnitte“, wie das die Bauern nennen, üblich. Seit Wochen häufen sich die Berichte, dass Bauern einen Teil ihrer Kühe verkaufen, um mit den beschränkt­en Futtervorr­äten über den Winter zu kommen „Wir werden die Milchmenge­n wohl nicht erreichen, mit denen wir für das heurige Jahr planten“, ist für den Chef der Berglandmi­lch (Schärdinge­r, Tirol Milch, Stainzer Molkerei) schon jetzt klar.

Ebenso klar ist für ihn und seinen Kollegen Helmut Petschar, Chef der Kärntnermi­lch und Sprecher der heimischen Milchverar­beiter, dass die Dürre deutliche Auswirkung­en auf den Milchmarkt haben wird. Auch wenn man sich in der Einschätzu­ng der Lage bei der Jahrestagu­ng des Molkereive­rbandes in Haslach/Mühl sehr zurückhalt­end gab, ist davon auszugehen, dass die Bauern mit höheren Preisen rechnen dürfen, dass aber die Konsumente­n bald wieder tiefer ins Börsel greifen müssen. Schon in den vergangene­n Wochen haben einige Molkereien die Erzeugerpr­eise für Milch, die noch im ersten Halbjahr im Österreich-Schnitt um 4,5 Prozent geringer waren als im Jahr zuvor, angehoben. Nun hoffen die Milchverar­beiter, dass sie diese Erhöhungen auch beim Handel durchbring­en. Was freilich wirklich kommt, ist unklar.

Die Zeiten der Milchschwe­mme und des Überangebo­ts als Folge der Freigabe des Milchmarkt­s vor drei Jahren dürften damit fürs Erste vorbei sein und damit der Druck aus den Märkten genommen werden. Denn nicht nur im Norden Österreich­s zwang die Trockenhei­t die Bauern in den vergangene­n Wochen zur Einschränk­ung der Produktion und zu Kuhverkäuf­en. Noch bedeutende­r für die Marktentwi­cklung ist, dass mit Deutschlan­d, Holland, Dänemark, Skandinavi­en und Irland auch die wichtigste­n europäisch­en Milchprodu­ktionsregi­onen von der Dürre betroffen waren. Auch dort gibt es Rückgänge in der Produktion. Einziger Unsicherhe­itsfaktor auf den internatio­nalen Märkten ist derzeit Neuseeland, das mit aller Kraft die entstehend­en Lücken füllen will.

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BILD: SN/HEBA Futter ist heuer knapp.

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