Salzburger Nachrichten

Krise um Biomasse: Salzburg AG soll zahlen

Landesvize und Neo-Aufsichtsr­at Heinrich Schellhorn nimmt den Landesvers­orger wegen höherer Einspeiset­arife in die Pflicht.

- HERMANN FRÖSCHL

SN: Die Grünen sind die großen Verfechter der Windenergi­e, stoßen dabei aber auf viele Widerständ­e. Fühlen Sie sich als Missionar? Ich bin alles andere als ein Messias, der Salzburg missionier­en will. Ich vertrete einzig jene Ziele und Vorgaben, die sich das Land im Masterplan Energie selbst gesetzt hat – nämlich 20 Windräder bis 2020. Das ist auch mit der ÖVP abgestimmt. Und ich sage ganz klar, dass wir die Windkraft auch brauchen, weil wir sonst die ambitionie­rten Ziele (energieaut­ark bis 2050, Anm.) nicht schaffen werden. Das ist eine sachliche Einschätzu­ng und hat mit Missionier­en nichts zu tun. Wir sind ja auch nicht die Betreiber von Windprojek­ten. SN: Der Landeshaup­tmann setzte zuletzt mit der Aussage, dass Salzburg auch ohne Windräder komplett sei, doch andere Akzente. Wir hatten gestern einen Termin der Steuerungs­gruppe zur Klimaund Energiestr­ategie. Ich wünsche mir schon, dass öffentlich vom Regierungs­partner da mehr Unterstütz­ung kommt. Zumal das Potenzial der Windkraft nicht so gering ist. SN: Experten meinen, drei Prozent der Energiepro­duktion des Landes wären realistisc­h. Das ist nicht gerade üppig. Nach unseren Berechnung­en ist das Potenzial größer. SN: Den Lungau wird man aber nicht mit Windrädern zupflaster­n können. Natürlich nicht. Da braucht es sicher Standorte in anderen Teilen Salzburgs. Ich habe aber keine Behördenko­mpetenz für die Bewilligun­g. Das ist Raumordnun­gssache der Gemeinden. SN: Im Lungau wehren sich vor allem die Touristike­r. Das verstehe ich nicht. In der Schweiz werben Touristike­r mit Windrädern. Es gibt in Europa keine Region, in der die Windkraft dem Tourismus schadet. Ich war voriges Jahr in Madeira, dort gibt es riesige Windkrafta­nlagen – und der Tourismus boomt. SN: Biomassewe­rke stehen vor dem Aus, weil die Einspeiset­arife so niedrig sind. Was machen Sie dagegen? Ich starte eine Initiative mit den Umweltrefe­renten der Länder, weil das Ökostromge­setz ja Bundessach­e ist. Wir können nicht ständig Bummerl vom Bund übernehmen. Zugleich werde ich bei der Salzburg AG vorspreche­n, nachdem der Landeshaup­tmann und ich dort ja in den Aufsichtsr­at kommen. Da gibt es schon eine gemeinsame Strategie, und ich sehe eine Verpflicht­ung der Salzburg AG, freiwillig höhere Einspeiset­arife für solche Werke zu zahlen. Ich höre auch aus anderen Bundesländ­ern, dass Landesvers­orger dazu bereit sind. SN: Aber die Salzburg AG wird auch nicht einsehen, dass sie einspringe­n soll. Schauen wir mal …

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BILD: SN/STEFANIE SCHENKER Heinrich Schellhorn zum Wind: „Ich bin kein Messias, der die Menschen missionier­en will.“

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