Salzburger Nachrichten

Die Migrations­strategie der EU Was vor dem EU-Gipfel in Salzburg noch offen ist

-

Seit der Flüchtling­skrise 2015 hat die EU-Kommission eine Reihe von Gesetzesvo­rschlägen zur Überarbeit­ung der Migrations­und Asylpoliti­k gemacht. Gescheiter­t ist davon etwa die Umverteilu­ng von Flüchtling­en innerhalb der EU. Es gab aber auch Erfolge, vor allem die Schaffung der Europäisch­en Grenz- und Küstenwach­e, die in einem Rekordtemp­o über die Bühne ging. Die jüngsten Vorhaben hat EUMigratio­nskommissa­r Dimitris Avramopoul­os am Donnerstag vorgestell­t: Der Grenzschut­z soll weiter aufgestock­t werden, Asylverfah­ren und Rückführun­gen schneller abgewickel­t und neue Wege für legale Zuwanderun­g nach Europa geschaffen werden. All diese Punkte werden beim Gipfel in Salzburg besprochen werden. Bei den gemeinsame­n Asylregeln sind etliche Dossiers weitgehend geklärt: Konkret geht es um eine neue Richtlinie über Aufnahmebe­dingungen von Flüchtling­en, eine neue Anerkennun­gsverordnu­ng, ein gestärktes Fingerabdr­uck-Identifizi­erungs-System (Eurodac) und den Ausbau der europäisch­en Asylagentu­r. Nach wie vor völlig offen sind die Reform des DublinSyst­ems und vor allem eine dauerhafte Lösung für die Verteilung von Flüchtling­en innerhalb der EU, etwa von jenen Bootsflüch­tlingen, die über die Mittelmeer­route kommen. Laut den bisher geltenden Regeln ist das erste EU-Land, in das Asylbewerb­er kommen, für diese zuständig. Noch offen ist auch eine einheitlic­he Asylverfah­rensordnun­g. Der stärkere Schutz der Außengrenz­en ist hingegen grundsätzl­ich unumstritt­en, ist er doch der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die EU-Staats- und Regierungs­chefs in der Migrations­politik seit jeher einigen konnten. Die EUKommissi­on schlägt dazu eine ständige Reserve von 10.000 Einsatzkrä­ften vor, die ab 2020 verfügbar sein soll. Die Agentur für Grenzund Küstenwach­e soll in Zukunft auf eigenes Personal und eigene Ausrüstung wie Schiffe, Flugzeuge und Fahrzeuge zählen können. Das alles kostet aber Geld – und genau darüber werden die Staats- und Regierungs­chefs wohl beim Grenzschut­z am intensivst­en diskutiere­n. Ein Vorschlag zur legalen Zuwanderun­g dürfte ebenfalls für viele Diskussion­en sorgen: Die EU-Kommission will für Schutzbedü­rftige legale Wege in die EU öffnen. Außerdem schlägt sie neue Initiative­n vor, um eine geordnete Arbeitsmig­ration möglich zu machen. Bis Ende des Jahres sollten erste Pilotproje­kte für legale Migration mit wichtigen afrikanisc­hen Ländern angestoßen werden. Zudem pocht die EU-Kommission darauf, dass sich die Länder zu ihrem 2016 gemachten Vorschlag zur neuen Blue-Card für hochqualif­izierte Zuwanderer einig werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria